Beschreibung
Mit der Entdeckung des einzigen überlieferten Architekturtraktates der Antike, Vitruvs 'De architectura libri decem' (Zehn Bücher über Architektur) zu Beginn des 15. Jahrhunderts, begann die Auseinandersetzung der italienischen Humanisten mit der antiken Architekturtheorie. Einer der bedeutendsten Rezipienten war Sebastiano Serlio (1475-1554) aus Bologna, der sowohl für seine theoretischen Schriften als auch für seine Entwürfe bekannt ist. Lange Zeit galt er allerdings höchstens als Anreger für vermeintlich größere Architekten wie Andrea Palladio. Heute ist erwiesen, dass Serlios sieben Bücher über Architektur entscheidenden Einfluss hatten auf die venezianische Architektur. Das sechste Buch 'Sesto libro delle habitationi di tutti degli homini fuori e dentro delle città' behandelt für alle Menschen geeignete Domizile auf dem Lande und in der Stadt. Elegant und sauber gezeichneten Modellen auf kostbarem Pergament werden von Serlio einfache, aber sehr lebendig und persönlich formulierte Erklärungen beigestellt. Bei diesem Exemplar handelt es sich um ein Autograph des Künstlers. Es ist König Heinrich II. von Frankreich (1519-1559; regierte 1547-1559) gewidmet und stammt aus den letzten Jahren des Künstlers in Lyon. Vermutlich aus finanziellen Gründen entschied sich Serlio die noch unfertige Handschrift zu verkaufen, bevor die geplante Drucklegung umgesetzt war; vermutlich über den italienischen Kaufmann Jacopo Strada gelangte die Handschrift nach München in die Hofbibliothek Herzog Albrechts V., wo sie erstmals 1618 erwähnt wird. Datum: 2019
Autor
Bayerische Staatsbibliothek, Abteilung für Handschriften und Alte Drucke