Beschreibung
Unter dem Einfluss des italienischen Humanismus und des Buchsammlers János Vitéz, entwickelte der Erzbischof von Esztergom, Matthias Corvinus von Ungarn (1443-1490), eine Leidenschaft für Bücher und Bildung. Im Alter von 14 Jahren wurde Matthias 1458 zum König von Ungarn gewählt und erntete Anerkennung für seine Schlachten gegen die osmanischen Türken und für seine Förderung der Bildung und der Wissenschaft. Er schuf eine der besten Bibliotheken Europas seiner Zeit. Nach seinem Tod, und insbesondere nach der Eroberung Budas durch die Türken 1541, wurde die Bibliothek aufgelöst und ein Großteil der Sammlung zerstört, wobei die noch erhaltenen Bände über ganz Europa verstreut wurden. Dieser Codex, eine von acht Handschriften, die sich ursprünglich in der Bibliothek Corvinus' befanden und heute in der Bayerischen Staatsbibliothek aufbewahrt werden, enthält Buch I-V der Historien des griechischen Historikers Polybios (3./2. Jh. v. Chr.), einen Teil der Geschichte des Kaisertums nach Mark Aurel des griechischen Historikers Herodianus (um 200 n. Chr.) und den spätantiken Roman "Aithiopiká" des Heliodor von Emesa. Schreiber war Isidoros, Metropolit von Kiew (gest. 1463), eine der prominentesten Persönlichkeiten des späten byzantinischen Reichs. Eine handschriftliche Notiz im Codex belegt, dass dieser nach der Eroberung Konstantinopels durch die Türken 1453 aus der Stadt fortgebracht wurde. Auf unbekannten Wegen gelangte er dann vermutlich in den Besitz von Matthias Corvinus. Später gehört er dem Nürnberger Arzt Joachim Camerarius II. (1534-1598), der den Band 1577 Herzog Albrecht V. von Bayern schenkt, wodurch er in die damalige Münchner Hofbibliothek, die heutige Bayerische Staatsbibliothek gelangte. Die Sammlung der Bibliotheca Corviniana wurde 2005 in das UNESCO-Weltdokumentenerbe eingetragen.