Beschreibung
Unter dem Einfluss des italienischen Humanismus und des Buchsammlers János Vitéz, entwickelte der Erzbischof von Esztergom, Matthias Corvinus von Ungarn (1443-1490), eine Leidenschaft für Bücher und Bildung. Im Alter von 14 Jahren wurde Matthias 1458 zum König von Ungarn gewählt und erntete Anerkennung für seine Schlachten gegen die osmanischen Türken und für seine Förderung der Bildung und der Wissenschaft. Er schuf eine der besten Bibliotheken Europas seiner Zeit. Nach seinem Tod, und insbesondere nach der Eroberung Budas durch die Türken 1541, wurde die Bibliothek aufgelöst und ein Großteil der Sammlung zerstört, wobei die noch erhaltenen Bände über ganz Europa verstreut wurden. Dieser Codex, eine von acht Handschriften, die sich ursprünglich in der Bibliothek Corvinus' befanden und heute in der Bayerischen Staatsbibliothek aufbewahrt werden, enthält einen Text, der 1460 in Ferrara in Italien geschrieben wurde, während der mit dem königlichen Wappen versehene Einband in der ungarischen Residenzstadt Buda entstand, wo König Matthias Corvinus eine eigene Buchbinderwerkstatt hatte. Der Einband zeigt eine Mischung aus lokalem gotischen Stil und Elementen der italienischen Renaissance, die auf orientalische Vorbilder - vermutlich aus Nordafrika (vor allem Ägypten) - zurückgehen. Die Handschrift enthält Texte die sich mit den Taten des Bologneser Ritters Galeazzo Marescotti (1406-1503) beschäftigen, nämlich die "Historia Bononiensis" des Tommaso Seneca de Camerino (gest. 1472) sowie Texte des Chronisten Gaspare Tribraco (gest. ca. 1493) mit einer Widmung an Galeazzo Marescotti . Vermutlich kam der Band durch Georg Hörmann (1491-1552), der in Fuggerschen Diensten stand, an Johann Jakob Fugger (1516-1575), dessen Bibliothek Herzog Albrecht V. von Bayern 1571 für die Münchner Hofbibliothek, die heutige Bayerische Staatsbibliothek erwarb. Die Bibliotheca Corviniana wurde 2005 in das UNESCO-Weltdokumentenerbe eingetragen.