Beschreibung
Der aufwendig verzierte spätsafavidische Koran von 1714 hat eine außergewöhnliche Anordnung. Der vollständige Korantext ist auf nur 33 Blättern in einem sehr kleinen, 48-zeiligen Nakshi, einer im 10. Jahrhundert entwickelten Kursivschrift, zusammengedrängt. Jede Seite enthält ein Sechzigstel (Hizb), jede Doppelseite ein Dreißigstel (Juz') des Korans. Dem Korantext vorangestellt ist eine prächtig illuminierte Seite mit Bittgebeten und den Namen der 114 Suren. Den Schwerpunkt der prunkvoll illuminierten Doppelseite am Textanfang bilden zwei vertikale Rechtecke, die in mehrere dekorierte Flächen und Rahmenleisten aufgegliedert sind. Sein besonderes schiitisches Gepräge erhält er durch die goldverzierten Wolkenbandkartuschen auf dem Rand. In feinem Shikasta-Schreibstil geben sie in persischer Sprache Berichte aus dem Leben des Propheten Mohammed ud Koranauslegungen des sechsten Imams Ja'far al-Sadiq (gestorben 765) wieder. Besondere Aufmerksamkeit verdient der hervorragend erhaltene Lackeinband. Aus China stammende Lackarbeiten erreichten den islamischen Kulturkreis in Zentralasien am Ende des 14. Jahrhunderts. Das Zentrum de Einbandes bildet ein diamantenförmiges Ornament, um das sich sehr fein ausgearbeitete Bordüren legen. Der äußere Rahmen zeigt naturalistische Blütenmotive, während das Hauptfeld mit stilisierten Blüten- und Rankenwerk überzogen ist. Datum: 2019
Autor
Bayerische Staatsbibliothek, Orient- und Asienabteilung