Beschreibung
Das reich illuminierte "Perikopenbuch von St. Erentrud" ist eines der Hauptwerke der Salzburger Buchmalerei. Um 1149/50 in St. Peter in Salzburg entstanden, ist die Handschrift mit 55 Miniaturen zu den einzelnen Perikopen das wohl am ausführlichsten illustrierte Evangelistar des Hochmittelalters. Die Miniatur zum Fest der Kreuzerhöhung zeigt den byzantinischen Kaiser Heraklius, der das von den Sassaniden gestohlene Kreuz nach Jerusalem zurückbringt. Diese Darstellung und auch die der Geburt Johannes des Täufers durch Elisabeth und die Badeszene des Kindes gehen direkt auf byzantinische Vorlagen des 12. Jahrhunderts zurück. Sie beweisen also eine gewisse Kenntnis byzantinischer Kunst und legen einen Datierungsansatz für die Zeit des zweiten Kreuzzugs (114-1149) nahe. Die Betonung des heiligen Benedikt und des heiligen Rupert spricht dafür, dass das Perikopenbuch für den Gebrauch in einem Benediktinerkloster in Salzburg bestimmt war. Da die heilige Erentrudis in keiner Weise hervorgehoben ist, dürfte die Handschrift nicht schon ursprünglich für den Konvent am Nonnberg bestimmt gewesen sein. Datum: 2016
Autor
Karl-Georg Pfändtner