Bellifortis - BSB Clm 30150

Bayerische Staatsbibliothek

Beschreibung

Es gibt viele hoch- und spätmittelalterliche Manuskripte über Technik. Die meisten enthalten jedoch Texte ohne Illustrationen. Der Bellifortis ("der Kampfstarke") ist die erste kriegstechnische Bilderhandschrift und geht auf den Anfang des 15. Jahrhunderts zurück. Der Name des Autors ist bekannt: Konrad (Conradus) Kyeser, geboren in Eichstätt (Bayern). Vom Hof König Wenzels von Böhmen verbannt, erstellte er zwischen 1402 und 1405 im Exil ein Kompendium technischer Zeichnungen. Auf den ersten Blick scheint man die knapp 180 Bilder mit ihrem lateinischen Text einem klar definierten Thema zuordnen zu können - der Kriegsführung. Zu den dargestellten militärischen Geräten gehören Schleudern, Rammböcke, versetzbare Brücken, Kanonen, Raketen, Streitwagen, Schiffe, Mühlen, Steigleitern, Brandsätze, Armbrüste und Folterinstrumente - einige von ihnen waren damals neuartige Entwicklungen, andere dagegen seit der Antike bekannt. Der Traktat beschreibt aber auch einige nicht für den Krieg bestimmte Erfindungen, etwa eine Schwitzkammer, eine Taucherglocke oder einen Keuschheitsgürtel - Gegenstände, die eindeutig nicht mit dem Krieg assoziiert werden. Die inhaltliche Vielfalt der Geräte macht den Bellifortis so interessant. Kyesers Texte sind teilweise schwer nachvollziehbar, technische Fachausdrücke und astrologische Wendungen wurden bis heute noch nicht vollständig entschlüsselt. Der Bellifortis ist auch ein Zeugnis der Wissenschaftsgeschichte, denn er zeigt beispielsweise die ersten bildlichen Darstellungen einer Archimedischen Schraube oder eines Keuschheitsgürtels. Wegen ihrer enormen Bedeutung wurde diese um 1430 entstandene Handschrift 1998 von der Bayerischen Staatsbibliothek mit großzügiger finanzieller Unterstützung bayerischer und deutscher Kultureinrichtungen erworben. Datum: 2019

Autor

BSB, Abteilung für Handschriften und Alte Drucke

Rechtehinweis Beschreibung

CC0