Der Staatshämorrhoidarius

Bayerische Staatsbibliothek

Beschreibung

Eine der wichtigsten Künstlergestalten der Münchener Spätromantik ist der Dichter, Zeichner und Musiker Franz Graf von Pocci (1807-1876). Seine zunächst für die Zeitschrift "Fliegende Blätter" geschriebene Satire "Der Staatshämorrhoidarius" erschien ab 1845 in loser Folge und wurde 1857 in Auswahl und veränderter Abfolge als Buch gedruckt. Geschildert wird das Leben eines subalternen Beamten, dessen Aktentisch das "eigentliche Paradies, der Himmel" ist, und der aus Überlastung erkrankt, sein Leiden durch Kuren zu heilen versucht, bis er zu hohen Ehren am Ende aufsteigt. Dazwischen erlebt er allerlei Abenteuer bei Verhören von Delinquenten, Experimenten mit der Düngermethode des Chemikers Justus Liebig (1803-1873), in einem Freikorps im Revolutionsjahr 1848 oder bei seiner Flucht vor der in München wütenden Cholera. Poccis Werk steht in der Tradition der Philistersatire und richtet sich gegen das bürokratische Beamtentum des karrierebeflissenen Sohnes eines "Königlichen Landgerichtsregistraturfunktionärsgehülfensubstituten". Neben den parodistischen Wortschöpfungen der szenischen Darstellung machen vor allem die grotesk-komischen Illustrationen den ästhetischen Reiz aus. Aus Rücksicht auf seine Hofämter erschien Poccis Satire meist anonym oder nur mit Initialen. Datum: 2016

Autor

Peter Czoik

Rechtehinweis Beschreibung

CC0