Beschreibung
Der in Samotschin/Westpreußen geborene Ernst Toller (1893-1939) beteiligte sich während seiner Münchener Zeit aktiv an der Novemberrevolution des später ermordeten ersten bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner. 1918 zum Vorstandsmitglied der bayerischen Arbeiter-, Bauern- und Soldatenräte gewählt und nach Niederschlagung der Räterepublik zu fünfjähriger Festungshaft in Niederschönenfeld verurteilt, zählt Toller zu den bedeutendsten Dramatikern des Expressionismus; seine Dramen schrieb er zum Teil in der Haft ("Die Wandlung", "Masse Mensch", "Die Maschinenstürmer", "Der deutsche Hinkemann"). Seine Autobiografie "Eine Jugend in Deutschland" (1933) ist das wohl berühmteste deutsche Bekenntnisbuch aus der Zeit unmittelbar vor der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten. Es zeichnet den Weg Tollers vom deutschen Bürgerlichen zum revolutionären Sozialisten nach und erzählt von seiner Kindheit in Samotschin, seinem Außenseitertum als Jude und von den Erfahrungen des Ersten Weltkriegs. Außerdem berichtet es über die politische Arbeit der Nachkriegsjahre bis hin zur Haft. Zentrales Thema ist der Widerspruch zwischen humanem Ziel und inhumanen Mitteln. Das Buch endet mit Tollers Entlassung aus der Festungshaft 1924 in verhaltenem Optimismus: "Ich bin dreißig Jahre. / Mein Haar wird grau. / Ich bin nicht müde." Datum: 2016
Autor
Peter Czoik