Autorenporträt zu Arthur Maximilian Miller

Beschreibung

Arthur Maximilian Miller wird am 16. Juni 1901 als zweiter von drei Söhnen des Kaufmanns Robert Miller und seiner Ehefrau Katharina in Mindelheim geboren. Schon früh fördern die Eltern das Interesse ihrer Söhne für Literatur, Kunst und Musik. In seinem autobiografischen Roman Das Haus meiner Kindheit (1972) stellt Arthur Maximilian Miller rückblickend das Leben einer schwäbischen Kaufmannsfamilie des beginnenden 20. Jahrhunderts dar, mit Mein altes Mindelheim (1981) setzt er seiner Heimatstadt ein literarisches Denkmal.

Nach dem Abschluss der Volksschule (1907-1913) und der dreijährigen Präparandenschule (1914-1917) in Mindelheim wechselt er im Todesjahr seines Vaters (1917) auf die Lehrerbildungsanstalt in Lauingen an der Donau. 1920 legt er die 1. Lehramtsprüfung ab und ist zunächst als Praktikant an den Volksschulen in Mindelheim, Wiggensbach, Ettringen und Haselbach bei Neuburg/Donau tätig. Sein schulisches Wirken und sein literarisches Schaffen stehen fortan in wechselseitiger Beziehung, Lehrer und Künstler lassen sich nicht voneinander trennen. Er schreibt 1921 Das Mindelheimer Weihnachtsspiel (veröffentlicht 1936), 1928 Herr Jörg von Frundsberg, der deutschen Landsknechte lieber Vater und 1923 Das Jahr der Reife (veröffentlicht 1931), in dem er von den schwierigen Lebensumständen eines jungen Lehrers erzählt, so wie er sie selbst erlebt. Als Jahrgangsbester absolviert er 1924 die Anstellungsprüfung zum Schuldienst (Zweite Lehramtsprüfung) und wird an der Volksschule in Immenstadt (Allgäu) eingesetzt, wo er schließlich 1926 zum Lehrer ernannt wird. 1930 heiratet er die Altphilologin Magdalena Kleiner, die er bereits aus seiner Jugendzeit in Mindelheim kennt. In seiner Immenstädter Zeit entstehen ca. 15 Bücher, daneben verfasst er Beiträge für Kulturzeitschriften wie beispielsweise für Hochland. In diese Zeit fällt auch die Begegnung mit dem Musiker Otto Jochum, und so entstehen in enger Zusammenarbeit rund 55 musikalische Werke. Daneben verfasst Miller die Texte zu ca. 300 Einzelchören und Liedern für Otto Jochum.

1938 wird Arthur Maximilian Miller an die einklassige Dorfschule nach Kornau bei Oberstdorf versetzt. Die Tätigkeit dort stellt für ihn eine erhebliche Belastung dar, da Unterricht und Schulleitung durch die Wirrnisse der Kriegszeit erheblich erschwert werden, so beispielsweise durch die Evakuierung von Kindern aus dem Ruhrgebiet, die in und um Oberstdorf Schutz suchen. Miller ist an der Tagespolitik und an den Zielen der Nationalsozialisten eher uninteressiert. Dies zeigt sich auch in seinem literarischen Werk, wo Zeit- und Gesellschaftskritisches kaum thematisiert sind. Der nationalsozialistischen Gleichschaltung der Lehrer kann er sich jedoch nicht entziehen. Daher darf er zunächst nach dem Krieg zwei Jahre lang seinen Beruf wegen seiner Mitgliedschaft im „Nationalsozialistischen Lehrerbund“ nicht ausüben, bis er 1947 durch die amerikanische Militärregierung wieder als Lehrer und Schulleiter in Kornau eingesetzt wird. Beispiele für seine vielfache schriftstellerische und künstlerische Tätigkeit während dieser Zeit sind: Das Dorf ohne Kirchturm (1949), Schwäbische Gedichte (1954), Die Poggermühle (1956).

Arthur Maximilian Miller, Scherenschnitte © Gertrud-von-le-Fort-Archiv Ofterschwang

1953 erwirbt Miller in Kornau das Sommerhaus des Stuttgarter Architekten Paul Bonatz (1877-1956). Aus gesundheitlichen Gründen geht er 1959 – wenige Jahre nach seiner Beförderung zum Oberlehrer im Jahr 1955 – vorzeitig in den Ruhestand und widmet sich fortan ganz seiner schriftstellerischen Arbeit. Es entstehen u.a.: Der Herr mit den drei Ringen (1959), Schwäbische Heimat (1963), Bist Du es? (1965), Schwäbische Bauernbibel (1969), Das Haus meiner Kindheit (1972), Honorat Würstle (1974), Mei Pilgerfahrt durchs Schwabeländle (1974), Der Gral (1976), Briefe der Freundschaft mit Gertrud von le Fort (1976), Schwäbische Gedichte (1980), Mein altes Mindelheim (1981), Jösses, dr Herrgott isch g’stohle (1982).

Seit 1922 zeigt sich bei Arthur Maximilian Miller und seinen Brüdern Robert und Maximilian eine große Begeisterung für das Schattenspiel. Diese Leidenschaft pflegt er als Lehrer im Schulhaus von Kornau weiter (z.B. Die Purpurlampe, 1943) und schließlich auch in der Wohnstube seines eigenen Hauses. Sein Freundeskreis und die Oberstdorfer Bevölkerung nehmen an diesen Vorführungen regen Anteil. Ca. 30 Schattenspiele finden sich in seinem >> . Die Faszination vom Spiel der Schatten (Essay 1974) konkretisiert sich daneben in einer Vielzahl von Scherenschnitten. Drei seiner Bücher befassen sich mit diesem Thema: Silberglanz (1973), Spiel der Schatten. Ein Scherenschnittbuch (1974) und Mein Schattentheater (1985). Neben rund 170 Schattenfiguren zu verschiedenen Theaterstücken sind in Millers Nachlass ca. 400 Scherenschnitte erhalten.

Skizzieren, Zeichnen und Malen ist für Miller ein weiteres künstlerisches Betätigungsfeld. In seinem umfangreichen graphischen Nachlass finden sich Aquarelle, Bleistift-, Feder- und Kreidezeichnungen.

Miller pflegt vielfache Kontakte. Zu seinem Freundeskreis gehören u.a. in Oberstdorf die Dichterin >> , der Ägyptologe Kurt Lange, der Religionsphilosoph Arthur Schult. Befreundet ist er auch mit dem Schriftsteller >> , dessen Schüler er in Mindelheim ist, und dem Theologen und Schriftsteller >> .

Arthur Maximilian Miller, Scherenschnitte © Gertrud-von-le-Fort-Archiv Ofterschwang

Die letzten Lebensjahre ab 1989 verbringt das Ehepaar Miller im Ruhestandsappartement „Am Sonnenbühl“ in Ottobeuren, wo 1990 seine Frau Magdalena und schließlich er selbst 1992 stirbt. In einem Ehrengrab auf dem Oberstdorfer Waldfriedhof ist Arthur Maximilian Miller begraben, unmittelbar neben der Dichterin Gertrud von le Fort.

Arthur Maximilian Miller gilt gemeinhin als bedeutender schwäbischer Volksschriftsteller, obwohl die literarische Qualität einzelner seiner Werke darüber hinausreicht. Seine Arbeiten decken das gesamte Spektrum literarischer Gattungen ab: Neben epischen, lyrischen und dramatischen Texten, neben seiner Mundartdichtung finden sich u.a. auch wissenschaftliche Einzelstudien, Reiseberichte, Tagebücher, Hörspiele und Hörbilder für den Rundfunk. Er veröffentlicht im Laufe seines Lebens nahezu 100 Bücher und Schriften. In seinen Romanen, Erzählungen, Theaterstücken und Gedichten zeigt sich eine innige Verbundenheit mit seiner Heimat. Die Landschaft, die Natur, die Geschichte, ganz besonders die Menschen Bayerisch-Schwabens, ihr Leben und Brauchtum stellt er mit Humor, Hintersinnigkeit, Lebensklugheit, Feinfühligkeit und Wärme dar, verschiedentlich auch philosophisch und theologisch reflektiert. Sein dichterisches Werk gründet in seiner christlichen Gesinnung, in seiner Heimatverbundenheit, geht aber auf Grund der literarischen Qualität und des geistigen Gehalts über den schwäbischen Bereich hinaus.

Vielfältige Ehrungen werden Miller zuteil: Deutscher Jugendbuchpreis (Prämie, 1956), Bundesverdienstkreuz 1. Klasse (1960), Ehrenring des Landkreises Sonthofen (1962), Bayerischer Poetentaler (1967), Ehrenbürgerwürde der Stadt Mindelheim (1971), Bürgermedaille des Marktes Oberstdorf (1971), Verdienstmedaille des Bezirks Schwaben in Gold (1975), Päpstlicher Silvesterorden (1976), Preis der Bayerischen Volksstiftung (1977), Ehrenbürgerwürde des Marktes Oberstdorf (1981), Bayerischer Verdienstorden (1983), Peter-Dörfler-Preis (1988), Sieben-Schwaben-Preis des Bezirks Schwaben (1991).

Im Jahr 2010 hat der Bezirk Schwaben im ehemaligen Wohnhaus Millers (seiner „Dichterei“) in Oberstdorf-Kornau das Museum „Haus Bonatz. Arthur Maximilian Stiftung“ eingerichtet.

Bayerische Staatsbibliothek