Autorenporträt zu Margret Hölle

Beschreibung

Margret Hölle wird 1927 unter dem Mädchennamen Margarete Sträußl in Neumarkt in der Oberpfalz geboren. In den letzten Kriegs- und Nachkriegsjahren beginnt sie eine kaufmännische Lehre in einem Lebensmittelgeschäft und nimmt, nachdem der Vater 1946 aus der russischen Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt ist, heimlich privaten Schauspielunterricht in Nürnberg. Danach schließt sie sich der Regensburger Wanderbühne „Lipps lustige Bühne“ an und macht eine Ausbildung an der Deutschen Schauspielschule in München, die sie 1948 abschließt. Zwei Jahre später heiratet sie den Grafiker und Illustrator Erich Hölle. Zusammen mit ihrem Mann verkehrt sie in den Münchner Künstlerkreisen und arbeitet als Sprecherin beim Bayerischen Rundfunk.

Ihr erstes Gedicht entsteht, angeregt vom Feuilletonisten >> , im Zuge einer Rückbesinnung auf ihre eigenen, dialektalen Wurzeln als Oberpfälzerin: „1956 ist mir das erste Mundartgedicht geradezu passiert. Ich bin erschrocken und war zugleich glücklich. Die harte und kantige Sprache, die mich da eingeholt hat, war der Ausdruck eines geschundenen, geplagten, benachteiligten, ausgebeuteten Landstrichs und Menschenschlags. Ich musste ans Licht bringen, was lange abgeschottet war [...].“ Wie ihr Landsmann Johann Andreas Schmeller, dem Margret Hölle eines ihrer Gedichte, „Gloalaud“, widmet, versucht sie eine bedrohte Sprache zu retten. Anders als in den Idyllen der oberpfälzischen Mundartdichterin >> sind aber in Hölles Gedichten „das Erspüren des Hintergründigen, das Erlebnis der Gefährdung, die Erkenntnis der Bedrohung – Spuren des späten, leisen Einbruchs der Moderne in die Heimatkunst“ (Joseph Berlinger) deutlich fassbar.

Zwanzig Jahre später erscheint ihr erster Gedichtband unter dem Titel A weng wos is aa vüi. 1981 folgt Iwa Jauha und Dooch, 1988 Unterwegs (in Hochsprache), 1991 Wurzelherz, 1997 Blöiht a Dornbusch und 1999 Distelsamen (in Hochsprache). Neben einem Hörbuch (Oberpfälzer Psalm, 2001) mit selbst gesprochenen Texten hat Margret Hölle mit Zeit aaffanga (2005) zuletzt einen Band mit Gedichten und Geschichten vorgelegt. Einige ihrer Gedichte sind von den Komponisten Kilza Setti („Singende Landschaften“) und Jens Joneleit („Kitzgrau“) vertont.

In den 50er und 60er Jahren sind die Wiegenlieder, Kinderreime und Dorfidyllen in ihren Gedichten tonangebend, in den 70er und 80er Jahren nehmen mehr die Lebensmaximen überhand, wiewohl volksliedhafte Töne keineswegs fehlen. Der Band Unterwegs enthält zudem Texte über das Reisen, einer davon ist der Lyrikerin Rose Ausländer gewidmet, die Hölle neben dem Autor >> zeitlebens bewundert. Ein wiederkehrendes Motiv von Hölles Lyrik ist der Vogel, die Schwingen, das Fliegen, Freiheit und Verantwortung, Vergänglichkeit und Ewigkeit, zwischen diesen Polen bewegt sich häufig ihre dichterische Welt, so auch in einem Gedicht über die Zeit: „Stöiht d Zeit in da Luft / houchaafgricht wöi a Vugl / flöigt niad weida / stöiht in da Luft / wöi wenn dou a Nest waa // wöi wenn a Bleim waa / stöiht d Zeit in da Luft // owa niad lang / wöi wenn nix gwen waa / spreizn se Fliegl / Vugl und Zeit flöing weida“ (aus: Blöiht a Dornbusch).

Nordgaupreisträger 1998 mit MP Dr. Edmund Stoiber in Furth i.W. Von links: Margret Hölle (Dichtung), Ruthild Langhammer (Kunst) und Bernhard M. Baron (Nordgau-Förderung) © Peter Klewitz

Für ihr lyrisches Werk wird Margret Hölle vielfach ausgezeichnet: 1990 erhält sie den Kulturpreis der Stadt Neumarkt in der Oberpfalz, 1996 den Friedrich-Baur-Preis für Literatur der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, 1998 den Nordgaupreis des Oberpfälzer Kulturbundes, 2003 den Bayerischer Poetentaler, 2004 den Kulturpreis des Bezirks Oberpfalz und 2009 den Literaturpreis des Oberpfälzer Jura. 2012 erhält Margret Hölle den Bayerischen Verdienstorden.

Die Dichterin ist Mitglied der Münchner Turmschreiber und hat sich in ihrer Heimatstadt Neumarkt für die Gründung des 2004 eröffneten Museums Lothar Fischer engagiert.

Bayerische Staatsbibliothek