Autorenporträt zu Anna Croissant-Rust

Beschreibung

Anna Croissant-Rust wird 1860 als jüngstes von sechs Kindern im bayerisch-pfälzischen Bad Dürkheim geboren. Infolge der beruflichen Versetzung ihres Vaters, eines Salineninspektors, übersiedelt sie zusammen mit ihrer Familie 1868 nach Amberg. Nach dessen Tod 1884 zieht sie nach München und arbeitet als Sprach- und Musiklehrerin, daneben knüpft sie Kontakte zur Schwabinger Boheme. Sie will Schriftstellerin werden, auch ihre beiden Schwestern streben künstlerische Berufe an: Lina als Malerin, Agnes als Bildhauerin.

Anna Croissant-Rust wird als erste und einzige Frau Mitglied der von >> s 1890 gegründeten „Gesellschaft für modernes Leben“. Dadurch erhält sie Zugang zu und Publikationsmöglichkeiten in Zeitschriften wie Die Gesellschaft, Die Insel, Moderne Blätter sowie Moderner Musenalmanach, darüber hinaus zum Verlag Georg Müller (gegr. 1903). Ihr literarisches Debüt beginnt sie 1893 mit Feierabend. Münchner Arbeiter-Novelle, einer krassen Milieuschilderung, und Lebensstücke. Ein Novellen- und Skizzenbuch. Es folgen Gedichte in Prosa, Der Kakadu und Prinzessin auf der Erbse. Zwei Novellen (1896) sowie die beiden Theaterstücke Der standhafte Zinnsoldat und Der Bua, ein „oberbayrisches Volksdrama“ (1897).

Seit 1888 verheiratet, zieht Croissant-Rust der beruflichen Karriere ihres Mannes wegen wieder um, diesmal nach Ludwigshafen (1895). Die fast zehnjährige Zeit in der Industriestadt empfindet sie als drückend und nicht inspirierend. Erst 1904 kehrt sie nach München zurück, wo sie schnell einen Künstlerkreis um sich bildet. Dazu gehören u.a. >> , Hans Brandenburg und >> . In der Münchner Zeit publiziert sie den Volks-Roman Die Nann (1906) und die in Amberg spielende „komische Kleinstadtgeschichte“ Winkelquartett (1908), Felsenbrunner Hof. Eine Gutsgeschichte (1910) sowie den Novellenband Arche Noah (1911). Neben München und Amberg werden die Rheinpfalz und die Tiroler Gebirgsdörfer zu anschaulichen Heimatlandschaften ihrer bunten Charakterbildnisse.

Während ihr Frühwerk sehr von den Naturalisten geschätzt und geprägt ist, zeichnet sich ihr Spätwerk durch eine besondere Stilentwicklung aus, die vom Jugendstil der Jahrhundertwende bis zu vorexpressionistischen Ansätzen reicht. Ihr 1914 erschienener „Zyklus von siebzehn Bildern“ Der Tod, ein von Willi Geiger illustrierter Totentanz, markiert diesen Übergang: „Im Zentrum der Geschichten wie der Illustrationen steht der Tod als eine vielfach variierte, omnipräsente Figur, die die Handlung stets dominiert. Meist wird in den Erzählungen eine Gegenwelt zur wenig erfreulichen Wirklichkeit der Protagonistinnen und Protagonisten eröffnet, in Form von Träumen, Wünschen und Erinnerungen. Doch diese Gegenwelt bleibt Wunschbild – Sieger ist immer der die Realität beherrschende Tod.“ (Edda Ziegler) Sozial Deklassierte, märchenhafte Fantasiegestalten sowie die verschiedenen Variationen des Todes  sind allesamt mit expressionistischem „Furor“ dargestellt, die Sprache wirkt metaphorisch aufgeladen und vermenschlicht („Der Föhn stöhnt“).

Nach dem Kleinstadtroman vom Rhein Unkebunk (1917) wird es still um die Dichterin. Dazu trägt schließlich auch der Tod ihres Mannes 1928 ein, der ihr als Agent und Vermittler zum literarischen Betrieb abhanden kommt.

Im Alter von 82 Jahren stirbt Anna Croissant-Rust in München-Pasing und wird auf dem Friedhof Pasing beigesetzt.

Bayerische Staatsbibliothek