Autorenporträt zu Leo Wolff

Beschreibung

Leo Wolff wird 1640 in München geboren. Am 29. Juli 1659 tritt er in den Franziskanerorden in Bamberg ein und wird, infolge seiner Zugehörigkeit zur Straßburger Rekollektenprovinz, hauptsächlich im Schwäbischen eingesetzt. In späteren Jahren ist er als Wallfahrtsprediger der Wallfahrt Mariahilf am Lechfeld bei Augsburg tätig. Er stirbt ebendort in Klosterlechfeld am 28. September 1708.

Von Wolff sind mehrere Predigtschriften überliefert, darunter die dreibändige, mit dem Ordensnamen des Autors spielende (Leo = Löwe) Sammlung Rugitus Leonis. Geistliches Löwen-Brüllen: „Das ist/ Hertz-beweglicher Red-Verfassungen/ Von dem bösen Sünden-Schlaff/ von denen vier letzten Dingen des Menschen/ und von der Gnadenreichen Hülff der Allerseeligsten Jungfrauen und Mutter Gottes/ Sechs Theil. Welche durch die H. Advent-Zeit/ umb die Seelen der Menschen aus dem verdammlichen Sünden-Schlaff zur Besserung des Lebens aufzuwecken/ auf unterschiedlichen Cantzeln geprediget worden/ Nunmehr aber mittelst eines Jndicis Applicationum also eingeordnet seynd […]“ (1701). Wolff   gibt   im   dritten   Band   folgenden   Kommentar  dazu:  „Gleichwie der Löw wann er von seinem Schlaff auffstehet, drey starcke Brüller von sich hören lasset, also ich, Frater Leo, demnach schon gehört worden, da zwey Rugitus des geistlichen Brüllens in den Advent- und Sontags-Predigten von mir außgangen, nunmehr den dritten Rugitum zwey-facher Predigen über die Fest-Täg [...] folgen  lasse“. Die Sammlung bildet den Auftakt zu weiteren Bänden.

Eingestreut in seinen Predigten sind heitere Geschichten, Fabeln und Schwänke, um das Zuhören bzw. Lesen zu erleichtern und unterhaltsamer zu machen. Wortspielereien,  Witze  und  lautmalende  Effekte sind ebenfalls keine Seltenheit. Unter den Predigten befindet sich so ein Ostermärlein vom „tapferen Schneiderlein“. Das Beispiel des Schneiders überträgt Wolff symbolisch auf Christus: „den Schneider habe man wegen seiner Schwäche wie einen gemeinen Knecht behandelt, ohne zu ahnen, welch ein starker Held sich dahinter verberge. Die sieben erschlagenen Fliegen deutet Wolff als Höllengeister, das Einhorn steht für den von Christus besiegten Tod.“ (Hans-Jörg Uther)

Als Vorlage dient Wolff das Märchen vom Tapferen Schneiderlein des süddeutschen Schwankbuchverfassers Martin Montanus (ca. 1530-1566), dessen Fassung später den Gebrüdern Grimm als Vorlage dienen und auch noch >> zu einer eigenen Erzählung (Siebentot) anregen wird. Von Wolff selbst schreibt der schwäbisch-katholische Priester und Schriftsteller >> die Anekdote von einer adligen Frau, die zu Hochzeiten der Untertanen ihren Hund als ein Familienmitglied schickt, aus dessen Rugitus Leonis, [...] Sonntags-Predigten für sein eigenes Werk heraus (Veronika Hofmann).

Bayerische Staatsbibliothek