Von Er Lenhard keiser ynn Beyern vmb des Euangelij willen verbrandt Eine selige geschicht

Bayerische Staatsbibliothek

Beschreibung

Der Fall der Verbrennung des reformatorischen Predigers Leonhard Kaiser (ca. 1480-1527) erregte durch die Flugschrift Luthers breite Aufmerksamkeit. Kaiser war 1525 nach einem Widerruf der reformatorischen Lehren vor dem Gericht in Passau nach Wittenberg gegangen. Um seinen todkranken Vater in Raab bei Schärding zu besuchen, kam er nach Bayern zurück. Als er bei dieser Gelegenheit erneut predigte, wurde er gefangengenommen und verurteilt. Die bayerischen Herzöge ließen ihn am 16. August 1527 in Schärding öffentlich verbrennen. Der Fall wurde zuerst durch den Prediger Michael Stifel (ca. 1487-1567) aus dem benachbarten Tollet in einer Flugschrift verbreitet. Martin Luther (1483-1546), der Kaiser persönlich kannte, war von dessen Tod tief bewegt und entschloss sich, ebenfalls eine Schrift darüber zu verfassen. Das vorliegende Exemplar wurde 1528 in Wittenberg bei Hans Barth gedruckt. Luther griff auf die Schrift Stifels und einige Dokumente zurück, die Kaiser während seiner Gefangenschaft selbst verfasst hatte und die Luther durch einen Verwandten Kaisers zugeschickt wurden. Luther verfasste das Vorwort, die Überleitungen zwischen den einzelnen Abschnitten und ein Nachwort. Er stilisierte Kaiser zu einem Märtyrer, der für die Verbreitung der neuen Lehre gestorben sei. Kaisers ersten Widerruf und die Reise zu dessen Vater verschwieg er. Die Flugschrift wurde insgesamt neun Mal aufgelegt und fand weite Verbreitung. Noch heute wird in Schärding an den Fall Kaiser erinnert. Datum: 2016

Autor

Stefan Schnupp

Rechtehinweis Beschreibung

CC0