Anne-Marie-Louise Thélusson, Comtesse de Sorcy

Neue Pinakothek

Beschreibung

Das im Jahr nach dem Ausbruch der Revolution gemalte Porträt der Anne-Marie-Louise Thélusson, Comtesse de Sorcy, steht repräsentativ für den von David schon vor der Revolution entwickelten Typus der ungezwungenen intimen Porträtdarstellung. David setzt sich hier erstmals mit dem Kniestück auseinander und verzichtet völlig auf die üblichen Floskeln des Interieurs und des Kostüms. Die Dargestellte orientiert sich modisch bereits an der Mode der Revolution. Sie trägt ein weißes Kleid mit einer orangefarbenen Schärpe, die aber nur ganz versteckt zu sehen ist. Es wird bewusst auf Korsett und Reifrock verzichtet. Die Frisur ist vollkommen natürlich gegeben. Das eigentlich Revolutionäre an diesem Bild ist der graue Hintergrund, vor den die Gräfin im Armlehnstuhl platziert ist - ein Hintergrund, der von M. Bleyl treffend als „ästhetisches frottis“ bezeichnet wird und fortan charakteristisch für die Bildnisse des Künstlers werden sollte. Die Dargestellte stammte aus der reichen, in Paris lebenden Schweizer Bankiersfamilie Rilliet und hatte 1787 im Alter von siebzehn Jahren Jean-Isaac Thélusson, Comte de Sorcy, geheiratet, der ebenfalls aus einer Schweizer Bankiersfamilie stammte, aber die militärische Laufbahn eingeschlagen hatte. Die Familie Thélusson hat viele berühmte Künstler wie Rigaud oder Liotard beschäftigt, und der Architekt Ledoux erbaute ihr Stadtpalais. Erst seit 1782 war es diesen protestantischen Familien erlaubt, Grundbesitz in Frankreich zu erwerben und die damit verbundenen Titel zu führen.

Rechtehinweis Beschreibung

CC BY-SA 4.0