Reise- und Bettsekretär im Schloss Nymphenburg

Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen

Beschreibung

Aus eins mach zwei: ein Handgriff genügt und aus einem Möbel werden zwei. Dieser Sekretär setzt sich aus einem zierlichen Tischchen und einem leicht abnehmbaren Schreibpult mit kurzen Füßchen zusammen. Ursprünglich war er in München im sogenannten Clemensschlösschen, dem Sommerpalais des Herzogs Clemens Franz de Paula (1722-1770) aufgestellt und diente dem weitgehend gelähmten Herzog dazu, auch im Bett seine Amtsgeschäfte zu tätigen. Aufgrund der praktikablen Größe konnte das Schreibpult auch leichter transportiert und somit als Reisemöbel verwendet werden.

Der Sekretär ist durch aufwendige geometrische Furnierarbeiten in Palisanderholz gestaltet und der sparsame Dekor beschränkt sich auf die Bronzeschuhe der Tischbeine und den Schlossbeschlag. Im Inneren des Schreibaufsatzes sind vier kleine Schubladen untergebracht, die mit rotem Papier mit Brokatmuster ausgekleidet sind. Bei Zurückschieben des Pultbodens kommen drei weitere kleine Geheimschublädchen zum Vorschein.

Der Möbel-Typus ist vom französischen Table-de-lit (Betttisch) inspiriert. Die Konstruktion aus teils gebeiztem Weichholz und die generelle Machart weisen das Möbel jedoch als Produkt einer süddeutschen Werkstatt aus. Drei ähnlich gearbeitete Rokokotischchen, die 1769 für die Kurfürsten-Schlafzimmer in der Münchner Residenz dokumentiert sind, legen nahe, dass der Sekretär vielleicht sogar in München gefertigt wurde.

Erst 1818 gelangte der Sekretär in seiner Zweitverwendung nach Schloss Nymphenburg.

Autor

Nina Gramüller

Rechtehinweis Beschreibung

CC BY-NC-SA 4.0