Gala-Schlitten König Ludwigs II. von Bayern

Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen

Beschreibung

Die kunsthandwerkliche Qualität des „Gala-Schlitten mit Putten“ übertrifft alle Vorbilder. Zwei Illusionsprinzipien des Rokokos – das Verschleiern des Konstruktiven mit dem Ornament und das Festhalten des Augenblicks im Figürlichen– sind hier virtuos vollendet. Wie so oft in seiner Kunst, haben die absolute Unbedingtheit König Ludwigs II. von Bayern (1845-1886) und seine daraus folgenden sehr hohen Ansprüche und Forderungen auch hier Exzellentes und Einzigartiges erschaffen helfen. Putten tragen Herrschafts- und Ruhmessymbole, Schwert, Zepter und Lorbeerkranz, zuoberst eine Krone, und zeigen sich dadurch als Genien. „Getragen“ wird der Schlittenkasten von Wasserwesen aus der Götterwelt der Antike, vorn eine lebensgroße Nereide, seitlich zwei Muschelhörner blasende Tritonen. Nach Vorbildern des 18. Jahrhunderts wurden für die Pferde prachtvolle Geschirre und Sättel, für die Bereiter Kostüme gefertigt. Die Geschirre sind vollständig erhalten und sind im Marstallmuseum in Schloss Nymphenburg zu sehen. 1885 wurden die Seitenlampen und die verglaste Krone elektrifiziert. Drei Glühbirnen wurden von einer Chromschwefelsäurebatterie gespeist, die im Sitzkasten untergebracht war. Der Schalter wurde an der Rückseite des Kastens angebracht, so dass der rücklings sitzende Kutscher ihn betätigen konnte. Das ganze Ensemble war eine zwar illusionäre, aber mit allen, auch modernsten technischen, Mitteln perfektionierte, faszinierende Beschwörung barocken, „wirklichen“, Königtums.

Autor

Schatz, Uwe Gerd

Rechtehinweis Beschreibung

CC0