Zylinderschreibtisch in der Residenz München, Kurfürstenzimmer, Blaues Kabinett, R.26

Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen

Beschreibung

Der Rollverschluss dieses Zylinderschreibtisches beschreibt einen sehr flachen Bogen. Damit hängt seine niedrige Höhe zusammen, die eine wandfeste Aufstellung in Unterordnung der vorgegebenen Lambrishöhe vermuten lässt. Beim Hervorziehen der Schreibplatte, deren Druckverschluss sich in der mittleren Schublade befindet, wird der Rolldeckel nach hinten gezogen und geöffnet. Dieser besteht rückwärtig aus Eichenleisten, die mit Leinwandstreifen beweglich verbunden sind. Wenn man also die Schreibplatte herauszieht, setzen sich die mit ihr verbundenen Leisten in Bewegung , ziehen den Rolldeckel nach und unter die Korpusdecke hinein.

Die Marketerie stellt in Trompe-l'oeil-Art Bänder dar, unter die - thematisch den Bezug zur Nutzung des Möbels herstellend - Schreibutensilien, wie Federn und Schere u.a. gezurrt sind. Dazwischen winden sich Blütenranken und Schleifen.

Seitenansicht

Die vorderen, leicht geschwungenen Beine des Zylinderschreibtisches sind am Knie mit vergoldeten Bronzebeschlägen besetzt. Es dominiert eine weibliche Herme mit Brustpanzer und Halskette, die einen Blütenkorb mit flatternden Bändern auf dem Kopf trägt und als leicht aufgerolltes Blattwerk endet. Aus ihrer, zu Voluten gedrehten Schulterpartie entwindet sich ein Feston, der sich mit einem C-Bogen verbindet, um dann zusammen mit einem kleinen Stück Muschelwerk in den Korb zu münden.

Bei der Seitenansicht lässt sich besonders gut die Meisterschaft der Trompe-l’oeil-Technik in der Marketerie beobachten: die ungebügelten Bänder verschwinden leicht verdreht in den ovalen Schlitzen und klemmen ein Blumenarrangement aus unterschiedlichsten Arten ein, zusammen mit Heften, von denen eines als Almanach von 1773 zu identifizieren ist.

Autor

Sabine Seibert

Rechtehinweis Beschreibung

CC BY-NC-SA 4.0