Kabinettschrank in der Residenz München

Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen

Beschreibung

Der bayerische Kurfürst Max Emanuel von Bayern (1662-1726) gab diesen Kabinettschrank gemeinsam mit einem Gegenstück und zwei prunkvollen Tischen beim Augsburger Kunstschreiner Johann Georg Esser für die Sommerzimmer in der Münchener Residenz in Auftrag, die an sein Appartement anschlossen.

Augsburg gehörte damals zu den bedeutenden europäischen Zentren derartiger Prunkmöbel in sogenannter Boulletechnik. Dabei handelt es sich um Einlegearbeiten aus Schildpatt mit Messing oder Zinn, die als Furnier auf die Möbeloberfläche aufgebracht werden. Dies kann in zwei unterschiedlichen Varianten geschehen, die sich beide an diesem Möbel finden: Die Form der première partie mit hellem Bild (Messing) vor dunklem Grund (Schildpatt) und jene der contrepartie mit dunklem Bild (Schildpatt) vor hellem Grund.

Der Kabinettschrank diente der Aufbewahrung und Repräsentation kostbarer Sammlungsgegenstände. So kostbar wie diese Gegenstände ist auch der Schrank: Die Furniere bestehen aus seltenen Materialien wie Schildpatt, edlen Metallen und Hölzern, aber auch Fossilien und Pietra dura-Platten. Kunstvolle Schnitzereien sind ebenso zu finden wie Gravuren und Vergoldungen.

Der prunkvolle Kabinettschrank spiegelte aber nicht nur die Kostbarkeit der in ihm aufbewahrten Sammlungsobjekte wider. Mit zahlreichen Schubladen und Geheimfächern sowie dem kleinen, tempelartigen Schrein im Zentrum des Möbels verrät der Schrank, wie die Sammlungsgegenstände raffiniert in Szene gesetzt wurden.

Autor

Cordula Mauß

Rechtehinweis Beschreibung

CC BY-NC-SA 4.0