Die Szene, in der Nero von den Wölfen zerrissen wird, am blauen Kunigundenmantel
Beschreibung
Das Medaillon im Bereich der legendarischen Überlieferung der Petrusvita am blauen Kunigundenmantel zeigt den zweiten und eigentlichen Hauptteil einer Begebenheit, die die beiden letzten Medaillons der Petruszyklus umfasst. Hier wird das Ende Kaiser Neros dargestellt, der die Apostelfürsten Petrus und Paulus hinrichten ließ. In diesem angeschnittenen Medaillon stehen zwei Wölfe über der Leiche Kaiser Neros. Die Umschrift setzt den Satz des vorausgehenden Medaillons fort und paraphrasiert den dargestellten Inhalt mit den Worten IN SILVIS (ET) A LVPIS DEVOR(A)T(VS) E(ST) · ([Wo Nero umherirrte] in den Wäldern und von Wölfen gefressen wurde). Diese Doppelszene scheint in der kunstgeschichtlichen Überlieferung vergleichsweise singulär und gilt heute als die früheste Illustration dieser äußerst selten dargestellten Legende. Sie basiert auf der Legendenüberlieferung des Pseudo-Marcellus. Die Szene gehört in den Argumentationszusammenhang gegen die Annahme einer möglichen Wiederkunft Neros als Antichrist bei vermutetem Weltuntergang im Jahr 1000, die sich hartnäckig im Volksglauben hielt, da aufgrund fehlender Gebeine an Neros Tod gezweifelt werden konnte. Nero wurde so zum Vorläufer des endzeitlichen Widersachers Gottes bzw. des Antichristen selbst. Dieser drohenden Gefahr wurde die Legende entgegengesetzt, dass die Gebeine Neros von den Wölfen gefressen worden wären und somit eine Wiederkehr am Ende der Tage ausgeschlossen sei.