Hauptschauseite des Bamberger Rationale, Gesamtansicht

Diözesanmuseum Bamberg

Beschreibung

Im Bamberger Domschatz haben sich sechs sog. Kaisergewänder erhalten, die als Erinnerungsstücke an die Bistumsgründer Kaiser Heinrich II. († 1024) und seine Gattin Kunigunde († 1033) gelten. Zu dieser Gruppe gehört auch das Bamberger Rationale als kaiserliche Stiftung für den ersten Bamberger Bischof Eberhard I. (1007-1040). Die Abbildung zeigt die Rückenansicht und damit die Hauptschauseite dieses weltweit ältesten erhaltenen Rationale. Üblicherweise ist ein Rationale ein liturgischer, meist bischöflicher Schulterschmuck. Doch das Bamberger Rationale war von Beginn an auf einem Messgewand aus tiefblauer Seide angebracht. Diese Besonderheit wurde trotz der inzwischen altertümlichen Form bei der Übertragung der Stickereien 1454-1456 übernommen. Diese Reparaturmaßnahme war notwendig geworden, weil das Rationale aufgrund seiner liturgischen Nutzung schadhaft geworden war. Deshalb wurde die Stickerei des Bamberger Rationale auf einen blauen Seidendamast mit Granatapfelmuster (Italien, um 1450) übertragen. Da dem Bamberger Bischof bereits 1053 von Papst Leo IX. (1040-1954) das ranghöhere Pallium verliehen worden war, wurde das Rationale in Bamberg seitdem nicht mehr vom Bischof genutzt, sondern konnte vom diensttuenden Priester getragen werden. Seine Verwendung ist bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts belegt, aber auch das Futter, mit dem das Gewand 1722 versehen wurde, zeigt Gebrauchsspuren.