Die Vorderseite der Bamberger Tunika, Gesamtansicht

Diözesanmuseum Bamberg

Beschreibung

Im Bamberger Domschatz haben sich sechs sog. Kaisergewänder erhalten, die als Erinnerungsstücke an die Bistumsgründer Kaiser Heinrich II. († 1024) und seine Gattin Kunigunde († 1033) gelten. Zu dieser Gruppe gehört auch die Bamberger Tunika – ein langes, gerade geschnittenes weißes Gewand mit engen, langen Ärmeln. Vom ursprünglichen Bestand sind heute nur noch die gestickten Besätze vorhanden. Sie zeigen Greifen in Medaillons und dürften auf die 1127 im ältesten Bamberger Domschatzverzeichnis erwähnte kaiserliche Tunika zurückgehen. Das weiße Gewand selbst entstand bei der Restaurierung 1954-1955, bei der die Besätze von einem spätmittelalterlichen Trägergewand abgenommen wurden, das heute im Depot des Diözesanmuseums Bamberg verwahrt wird. Die Besätze waren spätestens seit dem 14. Jahrhundert auf einem kurzen Gewand angebracht, das schwangere Frauen im Kontext mittelalterlicher Reliquienverehrung anziehen konnten, um Beistand für eine gute Geburt zu erbitten. Die weißen Leinenschnüre, die das Muster nachzeichnen, stammen wohl von einer Reparatur der Jahre 1469/1470. Zu diesem Zeitpunkt waren die Perlen bereits wiederholt neu festgenäht worden, ein Teil bereits verloren. Daher wurden die Schnüre als Unterlage für die Perlen eingefügt, um drohenden Verlust auszugleichen. Heute zeugen nur wenige Reste der ehemaligen Perlenstickerei am linken Gewandärmel vom einstigen Reichtum der Besätze. Das äußere Erscheinungsbild der Tunika ist die Folge mehrfacher massiver Veränderungen.