Beschreibung
Die Skulptur der Maria Immaculata von Ignaz Günther (1725-1775) gehört zu den Meisterwerken des bayerischen Rokoko. Sie versucht, den abstrakten theologischen Lehrsatz von der unbefleckten Empfängnis Mariens vor Augen zu führen: Maria ist demnach die Einzige, die ohne den Makel der Erbsünde, mit dem alle übrigen Menschen seit dem Sündenfall belastet sind, empfangen wurde.
Die Jungfrau scheint fast schwerelos und in anmutiger Haltung über dem Wolkensockel zu schweben. Mühelos zertritt sie die Schlange unter ihren Füßen, die ein Verweis auf den Sündenfall im Garten Eden ist. Maria zeigt sich so über die Sünde erhaben, während eine Lilie in ihrer linken Hand (beides sind spätere Ergänzungen) auf ihr allzeit jungfräuliches Leben anspielt. Durch die Mondsichel und den Sternenkranz, der ihr Haupt ziert, reiht sich Günthers Immaculata in jene Darstellungen ein, die sich ikonografisch einer Textstelle aus der Offenbarung des Johannes bedienen. Dort heißt es: „Dann erschien ein großes Zeichen am Himmel, eine Frau, mit der Sonne bekleidet; der Mond war unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt“ (Offb. 12,1).
Ignaz Günther schuf die Marienskulptur für den Altar der Rosenkranzbruderschaft in der Klosterkirche Attel am Inn, weshalb sie auch Atteler Madonna genannt wird. Dort stand sie in einem durchbrochenen Rokokoschrein, aus dem sie 1917 gestohlen wurde; etwas später tauchte sie im Kunsthandel aber wieder auf. Vor Ort befindet sich heute eine moderne Version des Themas der Münchner Bildhauerin Elke Härtel (geb. 1978).