Zahnwurm

Deutsches Medizinhistorisches Museum

Beschreibung

Das im Original aus Elfenbein gefertigte Objekt aus dem 17. Jahrhundert sieht im geschlossenen Zustand aus wie ein 11 cm hoher, menschlicher Backenzahn. Bei genauerer Betrachtung erkennt man den Spalt, der auf beiden Seiten von der Krone bis zu den Spitzen der Zahnwurzeln läuft: Der Zahn lässt sich öffnen. Drei Stifte verbinden die beiden Hälften miteinander. Zieht man sie auseinander, blickt man in den Wirkungskreis des gefürchteten Zahnwurms!

In der einen Hälfte winden sich die vom Zahnschmerz geplagten Seelen in einem Flammenmeer – eine Darstellung, die sogleich an die Ikonographie des Fegefeuers denken lässt. In der anderen Hälfte sitzt der lindwurmähnlich dargestellte Zahnwurm, der eine nackte, die Hände um Hilfe nach oben reckende Frau im Griff hat.

Die Vorstellung, dass die Löcher in den Zähnen von einem daran nagenden Zahnwurm hervorgerufen werden, geht bis in die Antike zurück. Erst im Laufe des 18. Jahrhunderts begannen die Ärzte sich davon abzuwenden. In der Laienbevölkerung hielt sie sich noch deutlich länger.

Bei der Zahnwurm-Darstellung des Museums handelt es sich zwar nur um eine Kunststoff-Replik. Weil das Original derzeit nicht zugänglich ist, ist sie zur Illustration von Publikationen zur Zahnmedizin oder zur Schmerzforschung aber sehr beliebt. Auch als Leihgabe für Ausstellungen zur Geschichte der Zahnmedizin wurde und wird sie angefragt.

Autor

Marion Maria Ruisinger