Beschreibung
Die Brüder Wilbur und Orville Wright konstruierten das weltweit erste Serienflugzeug, den "Wright Standardtyp A" durch systematische Weiterentwicklung aus dem ebenfalls von ihnen gebauten, ersten erfolgreichen Motorflugzeug, dem "Flyer".
Es ist diesem in der Konstruktion sehr ähnlich. Das typische Aussehen der frühen Wright-Flugzeuge mit vorne liegendem Höhensteuer, hinten liegendem Seitenleitwerk, Kettenantrieb und Kufen für die Landung war das Ergebnis der konsequenten Entwicklung vom Gleitflug zum Motorflug (1899-1903).
Die Gebrüder Wright lösten einige grundsätzliche Probleme der Flugtechnik: Die Quersteuerung ihrer Flugzeuge z. B. erreichten sie dadurch, dass die Enden der Tragflächen flexibel waren und mit Hilfe eines Seilzugs wechselseitig verdreht werden konnten. Damit erhöhte sich der Auftrieb beim einen Flügel und erniedrigte sich gleichzeitig beim anderen, wodurch das Flugzeug um seine Längsachse gedreht wurde. Durch diese "Flügelverwindung" und mit Höhen- und Seitenrudern war es mit den Wright-Flugzeugen möglich, jedes beliebige Flugmanöver durchzuführen.
Dem ersten Motorflugzeug, dem Flyer I (1903) folgten zwei weitere Versuchsmuster, der Flyer II (1904) und das erste wirklich einsatzfähige Modell, der noch einsitzige Flyer III (1905). Aus ihm wurde der zweisitzige Standardtyp A entwickelt, von dem mehr als 10 Stück in Serie gebaut wurden.
Als die Wrights mit dieser ersten Serienmaschine 1908 erstmals an die Öffentlichkeit traten, zeigte sich die Überlegenheit des Flugzeugs gegenüber allen anderen damaligen Flugzeug-Entwicklungen.
Dennoch konnten sich die "Wright-Flugzeuge" nicht durchsetzen: Ihre Flugstabilität war nur gering, der Kettenantrieb der Propeller stellte eine Gefahrenquelle dar, und die schwach motorisierten Flugzeuge mussten in die Luft katapultiert werden.
Da die Wrights hartnäckig an ihrer Konstruktionsweise festhielten gerieten sie gegenüber anderen Flugzeugbauern, wie z. B. der Société Anonyme Blériot ins Hintertreffen.
Das hier gezeigte Flugzeug ist eine Serienmaschine aus der Werkstatt der Brüder in Dayton, USA. Auf Einladung des Berliner Verlagshauses Scherl führte Orville Wright im August 1909 Schauflüge auf dem Tempelhofer Feld durch. Bei den Flugvorführungen flogen zahlreiche bedeutende Passagiere, wie der erste deutsche "Wright-Pilot" Paul Engelhard, mit Orville Wright in diesem Flugzeug.
Unser Flugzeug diente als Schulflugzeug und als Vorlage für die von der "Flugmaschine Wright GmbH" in Berlin-Reinickendorf nachgebauten Flugzeuge. Noch während es bei der Allgemeinen Luftfahrt-Ausstellung in Berlin ausgestellt war, stiftete es August Scherl 1912 dem Deutschen Museum.
Durch Bombentreffer auf das Deutsche Museum wurde es 1944 teilweise zerstört und später wieder restauriert. Es ist das einzige erhaltene Wright Standardtyp A-Flugzeug.
Konstruktionsmerkmale:
- Zweisitziger Doppeldecker in Entenbauart, d. h. Höhensteuer vorne und Seitensteuer hinten.
- Quersteuerung durch Flügelverwindung (also keine Klappen, sondern biegsame, elastische Flügelstruktur).
- Zwei gegenläufige Druckschrauben mit Kettenantrieb.
- Das schwach motorisierte Flugzeug wurde normalerweise mit Hilfe einer Katapultanlage gestartet.
- Landung auf Holzkufen
- Sitze und Motor nebeneinander auf dem unteren Flügel, (beim Alleinflug musste der Pilot aus Gründen der Balance auf dem Außensitz sitzen!)
Technische Daten:
Antrieb: Wassergekühlter 4-Zylinder-Reihenmotor von Bariquand et Marre, Paris
Leistung: 30 PS (22 kW)
Spannweite: 12,5 m
Länge: 9,45 m
Flügelfläche: 47 m²
Leermasse: ca. 390 kg
Abflugmasse: ca. 550 kg
Geschwindigkeit: ca. 60 km/h