Bowlengefäß

Die Neue Sammlung - The Design Museum

Beschreibung

Mit der Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein in Halle, die 1915 unter mit der Leitung von Paul Thiersch (1879–1928) ins Leben gerufen wurde, erhielt das Bauhaus einen signifikanten Gegenpart. Wenngleich dem Kunsthandwerk in seiner traditionellen Form hier mehr Raum eingeräumt wurde als in Weimar, Dessau und Berlin, galt auch in Halle eine duale Lehre, die sich gleichzeitig auf Handwerk und Industrie ausrichtete. Ab 1923 bis 1958 wurde die Metallklasse der Hochschule von Karl Müller (1888–1972) geleitet, von dem Die Neue Sammlung ein Bowlengefäß besitzt. Ursprünglich war dieses Teil eines Ensembles und wurde durch entsprechende Trinkgläser ergänzt, deren Verbleib unbekannt ist. Müller prägte die Lehre an der Hochschule maßgebend und ganz im Sinne ihres Urhebers Thiersch, da er in seinem Werk gleichermaßen gestalterische und künstlerische Ansprüche vereinte; wobei er stets auf Entwicklungen und neueste Tendenzen reagierte und hierdurch ein vielfältiges Oeuvre entwickelte. Dies lässt sich auch an dem Gefäß der Neuen Sammlung ablesen: Stilistisch scheint es sich durch die streng geometrische Rasterung des vernickelten Messingkorsetts an dem Formenkanon des Bauhauses zu orientieren. Die auffällige Gestaltung der Griffe aus Glas sowie des Deckelgriffs lassen jedoch einen freieren, experimentierfreudigen Umgang mit dem Material erahnen, der sich über die Formensprache der industriellen Serienfertigung hinwegsetzt. Es lässt sich an dem Objekt ablesen, wie gekonnt es Müller verstand, Kunst und Design in seinen Entwürfen zeitgemäß zu vereinen.