Armlehnstuhl

Die Neue Sammlung - The Design Museum

Beschreibung

Jean-Joseph Chapuis‘ (1765–1864) Armlehnstuhl zählt zu den bedeutendsten Möbelentwürfen des 19. Jahrhunderts. Charakteristisch sind die stark gebogene U-Form der Stuhlbeine sowie die elegant geschwungenen Linien der Lehne des zugleich leicht und stabil wirkenden Holzstuhles. Chapuis wandte hierfür ein innovatives Verfahren an: Durch die Verleimung mehrerer Schichten rechteckig geschnittener Holzfurniere – dem sogenannten Schichtholz – gelang es ihm, Holz zu biegen und einen deutlich stabileren Stuhlkorpus zu erhalten, als es bei den traditionell geschnitzten Möbeln der Fall war. Er schuf damit eines der frühesten Möbel, das beinahe vollständig aus gebogenem Holz besteht. Der belgische Kunstschreiner, über den selbst nur wenig bekannt ist, muss somit zu den Pionieren des Bugholzverfahrens gezählt werden; jener Technik, die den Anfang der modernen Möbelproduktion markiert. Dabei unterscheidet sich sein Stuhl noch stark von den späteren Bugholzmöbeln der Firmen Thonet oder Kohn. Chapuis orientierte sich am Geschmack seiner Zeit, der ganz im Zeichen des französischen Directoire stand. Nach den Ausgrabungen in Pompeji und auch bedingt durch die französische Besetzung von Teilen Italiens ab 1796 favorisierte man eine antikisierende Formensprache im römischen Stil. Der Stuhltypus der „sella curulis“, ein als Ehrensitz im alten Rom gebrauchter Klapphocker, war als Zeichen der Macht im 18. Jahrhundert populär und somit auch die erste Wahl Napoleons, der Chapuis mit der Anfertigung dieses und weiterer Stühle für das königliche Schloss im belgischen Laken beauftragte.