Szenenbild einer Opernaufführung mit türkischem Sujet

Deutsches Theatermuseum

Beschreibung

Zum unsignierten Blatt lassen sich weder die Frage nach dem Aufführungsort noch zu Anlass und Stücktitel der Aufführung dieses Szenenbildes völlig eindeutig beantworten. Wurde die Zeichnung in der älteren Haydn- und theaterwissenschaftlichen Forschung zuerst der in Schloss Eszterháza uraufgeführten Haydn-Oper „L’incontro improvviso“ zugeschrieben und damit auf 1775 datiert, sprach v.a. die Berücksichtigung szenischer Details dafür, das Blatt mit einem Szenenbild aus Haydns Oper „Lo speziale“ zu identifizieren, die ebenfalls im Opernhaus von Schloss Eszterháza aufgeführt wurde. In diesem Fall schloss man aufgrund der aufwändigen Ausführung der Sängerporträts mit aufgelegten hauchdünnen Elfenbeinplättchen auf einen ganz besonderen Auftragsanlass, nämlich auf die Eröffnung des Opernhauses im Schloss Eszterháza am 28. September 1768. Nach Kenntnis einer anderen farbigen Zeichnung, die im Jahre 2008 in einer New Yorker Auktion verkauft wurde, wird vermutet, dass die dargestellte Aufführung nicht im Opernhaus, sondern im Marionettenspielhaus von Schloss Eszterháza stattfand. Für diese Annahme sprechen laut Forschung (Klaus Pollheimer) zwei signifikante Indizien: Nach dem Brand des Opernhauses im November 1779 zog man in das Marionettenspielhaus um, vergrößerte die Bühne und baute eine Bühnenmaschinerie für Opernaufführungen ein. Insbesondere die im Referenzblatt an den seitlichen Bühnenseiten sichtbaren Grottennischen verfestigten die Vermutung , dass die hier dargestellte Szene im Marionettenspielhaus aufgeführt wurde, da zum einen zeitgenössische Berichte Grotten- und Muschelmotive der dortigen Raumgestaltung erwähnen, deren Fundamente bei Grabungen im Jahre 2011 sogar freigelegt werden konnten. Diese Grottennischen wurden möglicherweise im Zuge der Umbauten eingefügt oder sie waren bereits vorhanden, da das Gebäude des Marionettenspielhauses aus der Erweiterung eines Grottensaals entstand. Während durch Pollheimer die Baugeschichte des Marionettenschauspielhauses inzwischen erforscht und rekonstruiert wurde, bleiben mit der neuen Ortszuschreibung weiterhin die Fragen nach Auftragsanlass, Stücktitel, sowie die Identität der abgebildeten Kapellmeisterfigur ungeklärt und erfordern weitere Forschungen.

Autor

MM/sdp

Rechtehinweis Beschreibung

RR-F