Längsschnitt durch das kurfürstliche Residenztheater in München

Deutsches Theatermuseum

Beschreibung

Nach dem verheerenden Brand von 1750, der die kurfürstliche Residenz schwer zerstörte, ließ Kurfürst Max III. Joseph in den Jahren 1751–1755 ein neues Opernhaus von François de Cuvilliés errichten. Nach einer Zeichnung Cuvilliés‘ hat Valerian Funck 1771 vorliegenden Längsschnitt gestochen, der das Haus vom Ansatz der Bühne links bis zu den in Parterre und Logen führenden Räumen auf der rechten Seite zeigt. Sichtbar ist auch der Unterbau im Souterrain, wo eine Maschine durch Hebelwirkung dafür sorgt, dass der Boden des Parketts abgesenkt oder bis auf Bühnenniveau angehoben werden kann. Kolossalsäulen rahmen die Proszeniumslogen, die durch ihre Höhe, Dekoration und Bekrönung besonders hervorgehoben werden. Nach rechts schließen sich vier Logenränge an, die anhand des unterschiedlichen Dekors die höfisch-absolutistische Gesellschaftsordnung widerspiegeln: Die unterste Logenreihe ist mit einer einfachen Balustrade versehen und für den Stadtadel bestimmt. Darüber nahm der Hochadel Platz. Hier sind die Logenbrüstungen, wie auch die der Kurfürsten- und Proszeniumsloge, mit geschnitzten Draperien bedeckt, die in Machart und Farbe rote Samtdecken mit goldenen Fransen imitieren sollten. Der niedrige Adel saß im zweiten Rang, wo die Brüstungsfelder mit Musikinstrumenten verziert sind. Die obersten Logenbrüstungen weisen einfachen Girlandenschmuck auf und waren für die Hofbeamten bestimmt. Der erklärende Text darüber ist in eine allegorische Bildszene eingebettet: Dem großen, nach Weisung der Patrona Bavariae von Putten bekrönten kurbayerischen Wappen steht ein geflügelter Genius bei, der über Chronos zu wachen scheint, während er anerkennend auf die Kunst der Dichtung mit einem aufgeschlagenem Buch weist. Auf der rechten Seite zieht die von musizierenden Kindern begleitete Allegorie des Theaters mit Maske und Musikinstrumenten den Vorhang beiseite. Links lagert von Amoretten umspielt Athene als Beherrscherin der Künste.

Autor

MM/sdp

Rechtehinweis Beschreibung

RR-F