Entwurf einer Opernfigurine, exotische Herrscherin (indianische Fürstin?)

Deutsches Theatermuseum

Beschreibung

Bis ins Detail hat der ursprünglich aus dem Friaul stammende Maler Antonio Daniele Bertoli, der ab 1707 als „disegnatore di camera“ am kaiserlichen Hof in Wien tätig war, diese Opernfigurine vorgezeichnet: Die szenisch aufgefasste, nach links eilende Dame trägt einen langen Rock aus einem schweren Stoff mit reicher Rokoko-Ornamentik, über dem eine weitere, spielerisch mit Fransen und Troddeln versehene Stofflage gelegt ist. Mittels einer langen Schleppe aus wiederum kostbarem, festem Stoff, der sich in steifen Falten über ihren Rücken bauscht, erscheint das aufwändige Gewand besonders prächtig. Exotische Details – vor allem der orientalisch wirkende Kopfschmuck - verraten, dass es sich hier um ein Opernkostüm handeln muss: an einer Krone mit Federn ist ein hinter ihr her flatterndes Tuch befestigt. Die sehr detaillierte, repräsentativ angelegte Zeichnung ist als Grisaille ausgeführt und zeigt, mit welchen Mitteln die Vorstellung einer Herrscherin aus einem fernen exotischen Land, wie sie in zahlreichen Opern, die von Eroberungen handelten, auftraten, erzeugt wurde. Die prunkvolle Aufmachung und vor allem das schwere Material des Kostüms - glänzende Stoffe aus Seide und Damast reflektierten das Licht - sprechen dafür, dass Bertoli hier ein Opern- und kein Tanzkostüm entwarf, das der überwiegend statischen Zurschaustellung auf der Bühne durch die Sängerin zu dienen hatte und in seiner Ästhetik als eigenständiges Kunstwerk innerhalb einer prachtvollen Opernaufführung betrachtet werden kann.

Autor

MM/sdp

Rechtehinweis Beschreibung

RR-F