Servio Tullio, I. Akt, 1. -6. Szene: Regie Stanze di Tanaquil con letto in Arcova
Beschreibung
Anlässlich der Hochzeitsfeierlichkeiten von Kurfürst Max Emanuel mit der Erzherzogin Maria Antonia von Österreich wurde am 21. Januar 1686 die Festoper Servio Tullio in München aufgeführt, zu der Agostino Steffani die Musik schrieb und sein Bruder Ventura Terzago das Libretto verfasste. Das von Michael Wening gestochene Blatt ist im Libretto des Deutschen Theatermuseums der zweite eingebundene Kupferstich, der die Eröffnungsszene der Oper schildert. Die Brüder Mauro gewähren dem Zuschauer einen Einblick in das Schlafgemach der Königin Tanaquil: Den vorderen Teil des Bühnenraumes, der rechts und links von überlebensgroßen Skulpturen, einem umlaufenden Gesims oben und zwei eingezogene Brüstungen gegliedert ist, wird im Hintergrundprospekt mit einer apsidenartigen Architektur abgeschlossen. An der Schnittstelle dieser beiden Raumbereiche hängt ein großer Kronleuchter und am Gesims prangt ein Wappen. In der 1. Szene des I. Aktes wird der Traum der schlafenden Königin dargestellt. Dafür lässt Gasparo Mauro, der für die Bühnenmaschinerie verantwortlich war, aus einer Bodenklappe eine verschleierte Figur im vorderen Raumteil aufsteigen, die den Geist des verstorbenen Römerkönigs Tarquinio Prisco, ihren Gatten verkörperte. Er prophezeit die Thronbesteigung des Servio Tullios und verkündet, dass drei glückliche Ehen zwischen den um die Herrschaft konkurrierenden Häusern der Tarquiner und Ancier geschlossen werden – eine Textstelle, in der der Historiker Eberhard Straub einen Parallelverweis auf die hier gefeierte Eheschließung zwischen der Habsburgerin Maria Antonia und dem Wittelsbacher Max Emanuel zu sehen glaubt.
Autor
MM/sdp