Bühnendekoration für einen Palastsaal

Deutsches Theatermuseum

Beschreibung

Das bereits von Ferdinando Galli Bibièna entwickelte Prinzip der übereck gestellten perspektivischen Raumfluchten, der scena per angolo, setzte auch sein Sohn Giuseppe auf der Bühne unermüdlich ein (vgl. F 6933, F 8571, F 8743). Vorliegender Kupferstich ist in den „Architetture e Prospettive“ eingebunden, einer Kaiser Karl VI. gewidmeten, ab 1740 erstmals bei Johann Andreas Pfeffel in Augsburg erschienenen Sammlung von 51 Kupferstichen zu ephemeren Theater- und Festdekorationen für den Wiener Kaiserhof. Das in vorliegendem Blatt gezeigte komplex und kompliziert aufgebaute Raumsystem verdeutlicht Bibiènas Architekturphantasien und seine Faszination für Illusionsräume. Von dem nach vorne offenen Oktogonalraum erstreckt sich in der Mittelachse eine lange Galerie, die sich weit in die Tiefe führend, zentralperspektivisch nach hinten verjüngt, während zwei weitere übereckgestellte Raumsysteme winkelperspektivisch nach außen fluchten. Den Abschluss der von dem polygonalen Raum umschlossenen Handlungsbühne bildet ein über zwei Geschosse führender Bogen im Zentrum, der Einblick zunächst in einen hohen Saal mit einem prangenden Kronleuchter und dann in die lange, in der Mittelachse nach hinten fluchtende Galerie gibt. Der mit quadratischen Fliesen ausgelegte Bühnenraum wird von vier in symmetrisch trapezförmiger Aufstellung stehenden Staffagefiguren belebt, welche die in unmenschlichen Dimensionen gezeigten, gewaltigen perspektivischen Raumfluchten nochmals verstärken.

Author

MM/sdp

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