Treppenhaus eines Palastes

Deutsches Theatermuseum

Beschreibung

'In dieser achsialsymmetrisch komplex angelegten Architekturkulisse steigt eine in Winkelperspektive gezeigte doppelläufige Treppe zwischen Bogenstellungen auf. Die Inschrift „Scale – Stiegen“ weist das vorliegende Blatt als standardisierten Bühnenbildtypus für eine Treppenhausanlage aus. Das Treppenhaus ist eingebettet in das herrschaftliche Ambiente eines Palastes, so dass der Vordergrund des Kupferstiches als Eingangshalle eines Palastes zu verstehen ist – ein Raumtypus, der vor allem in der „opera seria“ oft genutzt wurde. Die imposanten Treppenläufe werden durch einen kreuzförmigen Sockel mit korinthischen Doppelsäulen geteilt, die vier mächtige Bögen tragen. Die vorderen Bögen verlaufen diagonal nach vorn, die hinteren dagegen erschließen eine weitere Raumebene, die den Blick in ein Gewirr von Arkadenstellungen und schweren Kassettendecken freigeben. Zweifelsohne hat sich der Zeichner Claude Sarron mit der von Ferdinando Galli Bibiena eingeführten Winkelperspektive, der „scena per angolo“, auseinandergesetzt. Das verraten die Übereckstellung der Architektur und die ins Unendliche führende Blickachsen, aber auch die Tatsache, dass der Blick aus der Vorderbühne in einen hochgelegenen Hintergrund, das eigentliche räumliche Zentrum der Komposition führt. In seinem in großer Auflage verbreiteten Architekturstichwerk „L''Architettura Civile“ (1711) beschreibt Bibiena diese neuartige Gestaltungsform, die von nun an zur Steigerung der Raumwirkung von allen Bühnenbildnern eingesetzt wurde.'

Autor

MM/sdp

Rechtehinweis Beschreibung

RR-F