Bühnendekoration für einen Göttersaal in einem Wolkenkranz

Deutsches Theatermuseum

Beschreibung

Ab 1740 hat Johann Andreas Pfeffel in Augsburg eine Sammlung von 51 Kupferstichen zu ephemeren Theater- und Festdekorationen herausgegeben, die der kaiserliche Hofarchitekt und Szenograph Giuseppe Bibièna für den Wiener Kaiserhof entwarf. In diesem Kaiser Karl VI. gewidmeten Stichwerk „Architetture e Prospettive“ ist auch vorliegendes Blatt eingebunden, das keinem bestimmten Stück zugeordnet werden kann. Vermutlich wurde der Stich mit einer dokumentarischen Absicht sowohl hinsichtlich der besonderen Bilderfindung als auch der überaus effektvollen Möglichkeiten der Bildwirkung einer szenischen Verwandlung mit Hilfe von großer Bühnenmaschinerie gefertigt. Durch Einbettung in einen Wolkenkranz entrückt Giuseppe Bibièna die Bühnendekoration einer phantastischen Architektur in himmlische Sphären. Eine trapezförmig zulaufende Treppenanlage am unteren Bühnenrand führt in die Welt der Götter und allegorischen Figuren ein: Es scheint eine heitere Welt, wie die sechs auf den Balustradenabsätzen tanzenden Götterfiguren vermuten lassen. Auf der umwölkten Treppe sitzen zehn Figuren (Allegorien/Götter) in zwei Reihen frontal zum Betrachter. Zentrale Figur scheint der spärlich bekleidete bacchantische Amor. Am Eingang der Seitenkulissen sitzen zu Füßen zweier monumentaler Pavillons weitere Bewohner des himmlischen Pantheons, die den Blick in einen schier endlos erscheinenden, in hellem Licht erstrahlenden Saal leiten. Der vordere Teil dieses Saales erstreckt sich über die gesamte Bühnenbreite, im Mittelgrund aber verengt er sich zu einem tonnenüberwölbten Schiff, das im Hintergrund in einem Halbrund endet. Gedrehte Säulen, vor denen jeweils Statuen stehen, führen in die Tiefe des Raumes, der üppig mit architektonischem Dekor ausgestattet ist.

Autor

MM/sdp

Rechtehinweis Beschreibung

RR-F