Possenspiel auf einer Wanderbühne in Neapel

Deutsches Theatermuseum

Beschreibung

Der aus Straßburg stammende Maler und Radierer Johann Wilhelm Baur war in Rom und Neapel tätig, wo er sich ab 1640 vor allem mit imaginären Hafenansichten einen Namen machte. Dort entstand wohl auch jene Vorlage, die dem Augsburger Kupferstecher und Verleger Melchior Küsel für den vorliegenden Nachstich diente. Küsel erwarb nach Baurs Tod einen Großteil seiner Zeichnungen, die er als Stichkompendium herausgab. Im vorliegenden Blatt verbindet Baur Vedute und Theatersujet: Es zeigt eine wandernde Schaustellertruppe, die in einer Hafenstadt, vermutlich Neapel, gastiert. Links säumen mehrgeschossige Renaissancepalazzi den Platz, während sich rechts der Blick auf das Meer öffnet, wo imposante Segelschiffe vor Anker liegen. Am Kai vor den Stadtpalästen haben die Schauspieler ihre Wanderbühne aufgebaut: ein auf Pfosten höher gesetztes Podest, das nach hinten durch einen Vorhang begrenzt wird. Um die Bühne haben sich zahlreiche Edelmänner mit breitkrempigen, befederten Hüten als Zuschauer versammelt. Auf der Bühne agieren drei Schauspieler, die an einem dramatischen Höhepunkt des Stücks angelangt sind: Ein im Laufschritt begriffener, beleibter Osmane mit Turban und Krummsäbel wird von einem schmucken Junker entschieden aufgehalten und zur Rede gestellt, während diesem gleichzeitig nun von hinten eine weibliche Gestalt mit erhobenem Stilett zu drohen scheint.

Autor

MM/sdp

Rechtehinweis Beschreibung

RR-F