Ansicht in das Innere eines Gefängnishofes für die Schaubühne in Mannheim

Deutsches Theatermuseum

Beschreibung

Die Aquatinta des in Mannheim tätigen Hofarchitekten und Theatermalers Abel Schlicht zeigt einen mittelalterlichen Burghof, der aufgrund seines groben steinernen Mauerwerks, der vergitterten Fenster und Türen und den an der Wand verankerten Ketten dem Dekorationstypus „Gefängnishof“ zugeordnet werden kann. Eine düstere Holzbalkendecke rahmt die vorderste Bühnenebene. Der im Schatten liegende Durchgang führt zu einem in Winkelperspektive angelegten Gefängnishof, der von rechts oben durch Lichtstrahlen erhellt wird. Im Sinne der im Barock entwickelten Gestaltungstechnik des „Chiaroscuro“ herrschen auf der Bühne starke Hell-Dunkel-Kontraste vor, die der räumlichen Situation Dramatik verleihen sollen. Kulissen mit steinernen Doppelsäulen flankieren hier einen weiteren Durchgang, der in einen dahinter gelegenen Hof führt. Treppen erschließen die Geschosse oberhalb und lassen den Eindruck eines labyrinthisch-verwinkelten Komplexes entstehen. Die Bildunterschrift „Nach einer Original Zeichnung von Bibiena“ verweist auf eine prominente, jedoch heute nicht mehr erhaltene Vorlage von Alessandro Galli Bibiena, nach der Abel Schlicht seine Aquatinta fertigte. Auch eine in Heidelberg aufbewahrte lavierte Federzeichnung von Lorenzo Quaglio bezeugt, dass dieser Kenntnis von Alessandro Galli Bibienas Entwurf gehabt haben muß, denn sie ist nahezu identisch mit Schlichts Aquatinta. Alessandro Galli Bibiena, der von 1719 bis 1748 als Architekt und Dekorateur am kurpfälzischen Hof in Mannheim tätig war, galt als erfindungsreiches Vorbild für viele nachfolgende Theaterkünstler.

Autor

MM/sdp

Rechtehinweis Beschreibung

RR-F