Zweigeschossige Säulenhalle mit Blick auf eine städtische Silhouette

Deutsches Theatermuseum

Beschreibung

Die überaus präzise Vorstellung einer zweigeschossigen Architektur aus offenen Säulenhallen hat Giuseppe Galli Bibiena, dem die Zeichnung zugeschrieben wird, als Bühnendekoration in Feder und Pinsel entworfen. Eine dunkler gehaltene, von Voluten unterbrochene Bogenöffnung, die rechts und links von Doppelsäulenpaaren getragen wird, rahmt die von hinten lichtdurchflutete Raumsituation. Mithilfe der "scena per angolo", der Winkelperspektive, ist der Bühnenraum diagonal angeschnitten. Dadurch werden Durchblicke in die ineinander übergehenden Säulenhallen frei und auch ein Blick über Eck auf eine städtische Silhouette in der Ferne wird gewährt. Je ein geschosshoher Rundbogen wechselt im Erdgeschoss mit Wanddurchbrüchen. Im Obergeschoss bilden Säulenschäfte die Stützen für einen Geschossabschluss und entlang der Balustrade, zwischen dem umlaufenden Rundgang, erheben sich vereinzelt skulptural wirkende barocke Ornamente. Das zum Dekorationstypus einer Palastarchitektur gehörende Blatt ist keiner konkreten Aufführung zuzuordnen. Solcherart Architekturerfindungen verfolgten mehr als nur die Idee künstlerisch raffinierter Theaterdekorationen. Als aufgeladene Kombination aus üppigem Zierrat, einer jeden Vergleich mit realen Beispielen weit übertreffenden, phantastischen Pracht und der unmissverständlich plakativ verwendeten herrschaftsarchitektonischen Ikonographie vermochten sie es, dem höfischen Publikum den absolutistischen Herrschaftsanspruch augenscheinlich zu vermitteln.

Autor

MM/sdp

Rechtehinweis Beschreibung

RR-F