Seitenportal eines Kirchenschiffes oder eines Palastes

Deutsches Theatermuseum

Beschreibung

Kaum zu klären ist die verwirrende architektonische Situation, die Ferdinando Galli-Bibiena in diesem Bühnenbild entwirft, das der Stecher und Maler Carlo Antonio Buffagnotti in eine Radierung übertrug. Zu sehen ist eine von Vor- und Rücksprüngen gekennzeichnete Innenraumsituation eines Monumentalbaus, wohl einer Kirche oder eines Palastes. Zwischen den hohen Säulenpostamenten führen jeweils drei Treppenstufen auf einen schmalen Umgang, von dem aus an der fast mittig ins Bild springenden Ecke zwei Türen in einen anschließenden Eckraum zu öffnen scheinen. Auch rechts im Bild ist ein Treppenaufgang sichtbar, so dass sich der Imagination verschiedenste Möglichkeiten des Auftritts und des Abgangs für das szenische Spiel bieten. Erst durch die Einführung der Winkelperspektive, der "scena per angolo" war es möglich, solch komplex zusammenhängende Raumfolgen mit zahlreichen Durchblicken in optischer Illusion vorzustellen. Neben seiner Tätigkeit als Szenograph, Architekt und Maler verfasste Bibiena Lehrbücher zur Perspektive. Vorliegende Radierung ist aus seiner Publikation "Varie opere di Prospettiva", für die sein Schüler Pietro Giovanni Abati die Zeichnungen zusammentrug, die von verschiedenen Künstlern radiert und 1701-1708 von Giacomo Camillo Mercati in Bologna verlegt wurden.

Autor

MM/sdp

Rechtehinweis Beschreibung

RR-F