Vorhalle eines Palastes mit Treppe

Deutsches Theatermuseum

Beschreibung

Die handschriftliche Bezeichnung datiert das Blatt auf 1750, verortet es nach Bayreuth und schreibt vorliegende großformatige lavierte Federzeichnung Carlo Galli Bibièna zu. In Wien als ältester Sohn von Giuseppe geboren, begann er seine künstlerische Laufbahn als Szenograph am Bayreuther Hof, als sein Vater 1746 mit dem Bau des Innenraums des Markgräflichen Opernhauses betraut wurde. Die von seinem Großvater Ferdinand erfundene Winkelperspektive, die es möglich machte, kompliziert zusammenhängende Raumfolgen mit Durchblicken in optischer Illusion darzustellen, setzt Carlo hier für die Bühnendekoration einer lichtdurchfluteten Vorhalle eines Palastes ein. Der mit einer schräg nach links in die Tiefe führenden Kassettendecke ausgestattete Bühnenraum wird seitlich von hohen Pfeilerarkaden begrenzt. Der Dekor ist äußerst reduziert – lediglich das rustizierte Mezzaningeschoss, die vergitterten Fenster und die schmiedeeisernen Geländer werden als kleinteilige Architekturelemente wahrgenommen. Die Bögen der im Hintergrund sichtbaren Architektur gewähren den Durchblick auf die dahinter liegende, zweigeschossige Palastfassade mit Ädikula-überfangenen Türen und Rundbogenfenstern. Der in das Palastinnere führende Treppenlauf bietet Möglichkeiten für den Auftritt und Abgang. Zugleich lässt die Form der Treppe an Entwürfe für das sog. Theatrum Sacrum denken, die Giuseppe für den Wiener Kaiserhof mehrfach ausführte (vgl. F 5954, 8709, 8710). Unklar bleiben bislang Anlass und Auftraggeber der Zeichnung. Die akkurate Strichführung und der gleichmäßige Auftrag der Lavierung weisen auf die klaren Formen des aufkommenden Klassizismus hin, die Carlo Bibièna in seinen Raumsystemen anwandte. Die auch die Lichtverhältnisse in penibler Perfektion wiedergebende Zeichnung, lässt aber auf den repräsentativen Zweck des Vorzeigeblattes schließen.

Autor

MM/sdp

Rechtehinweis Beschreibung

RR-F