Widmungsblatt mit dem Proszenium zur Festoper Il Pomo d‘Oro

Deutsches Theatermuseum

Beschreibung

'Die ursprünglich als Hochzeitsoper geplante festa teatrale Il Pomo d’Oro wurde im Juli 1668 zur Feier des Geburtstages der Kaiserin Margarita Theresa im Theater auf der Cortina in Wien aufgeführt. Leopold I. beauftragte das bewährte künstlerische Triumvirat von Lodovico Burnacini, Francesco Sbarra und Antonio Cesti mit der Festoper. Nach den Vorlagen von Burnacini waren verschiedene Stecher an der Serie beteiligt: Mathäus Küsel hat die Bühnendekorationen (vgl. F 1290-1296, 1765-1767, 8629-8639), Frans Geffels den Zuschauerraum (vgl. F 1290) und Melchior Küsel vorliegendes Widmungsblatt geschaffen, das vormals im Libretto (vgl. Sign. 4° R 52) eingebunden war. Burnacinis Proszenium ist uns demnach in drei Ansichten aus zwei verschiedenen Perspektiven überliefert: Von der Seite zeigt Geffels'' Blatt das Proszenium. Eine frontale Sicht ist uns durch vorliegenden Stich und auch durch Mathäus Küsels Blatt überliefert, der für die 1674 aufgeführte Festoper Il Fuoco Eterno Custodito dalle Vestali die von Melchior gefertigte Vorlage minimal modifizierte als er sie mit dem Theatervorhang versah (vgl. F 8693). Den überschwänglichen Widmungstext an den Kaiser verfasste Francesco Sbarra, für dessen kalligraphische Umsetzung Alexander Riottus verantwortlich war. Das Thema des überreichen Skulpturenprogramms des Proszeniums ist die bis ins göttliche reichende Überhöhung des Kaiserpaares, in deren Mittelpunkt der Lobpreis der Erstarkung und der prosperierenden Wirkung des Tugendreichtums leopoldinischer Herrschaft steht. Vor dem Bühnenportal scheinen kauernde Atlanten das Gesims des Orchestergrabens zu stützen. Die größte Zone der Proszeniumsseiten wird von je zwei Nischen gerahmt, in denen links außen Apollo, daneben Herkules und rechts Minerva sowie die geflügelte Fortuna stehen. Marmorierte Säulen rahmen diese Hauptfiguren, denen jeweils Tugendgestalten wie die Beständigkeit und Eintracht links und Wissen sowie Frieden rechts beigestellt sind. Ein weiteres, schmaleres Geschoss bekrönt die Proszeniumsarchitektur, in dem rechts Ceres neben der Allegorie des Ruhmes zu sehen ist, links der lichtbringende Glauben und ein Jüngling, zu dessen Füßen ein Adler sitzt. In der Mitte der Bühnenöffnung schwebt eine auf den Ruhm des Kaisers anspielende, mit kriegerischen Trophäen dekorierte Girlande. Über dem bekrönten Wappentier des Doppeladlers spannt sich ein Baldachin mit zentraler Kartusche.'

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MM/sdp

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