Blick in einen festlichen Saal (Palasthalle)

Deutsches Theatermuseum

Beschreibung

Der als Einzelblatt vorliegende Kupferstich gehört zu dem 1740 in Augsburg bei Johann Andreas Pfeffel erschienenen und Kaiser Karl VI. gewidmeten Stichwerk „Architetture e prospettive", das die vielfältige Tätigkeit Giuseppe Bibiènas am Wiener Kaiserhof dokumentiert. Das Blatt zeigt einen in Winkelperspektive (scena per angolo) angelegten festlichen Saal, der Teil eines königlichen Palasts zu sein scheint. Der Blick fällt zunächst in einen rechtwinkligen Raum, der im Unterschied zur dahinter liegenden, tonnengewölbten Galerie von einem flachen Plafond mit Deckenmalerei überfangen ist. Abgegrenzt wird er durch ein kompliziertes, für Giuseppe typisches Stützensystem aus je zwei Elementen: Stützen, die einen mit Medaillons und Girlanden geschmückten Architrav tragen und eine den Zwischenraum schmückende Skulptur (vgl. F 8684/Nr. 35). Von dieser Stelle ergeben sich Durchblicke in andere Raumbereiche, die den Eindruck einer verwirrend weitläufigen und überaus prachtvollen Architektur erzeugen, deren Ausmaße kaum zu ermessen sind. Diesem dem Dekorationstypus eines königlichen Saals zugehörigen Kupferstich ist keine konkrete Aufführung zuzuordnen. Vielmehr ging es Giuseppe einerseits darum, mit einer solchen Prachtarchitektur neben der Zurschaustellung seiner virtuosen Architekturerfindungen dem höfischen Publikum durch den monumentalen Charakter seiner Idealräume den absolutistischen Herrschaftsanspruch zu vermitteln. Zum anderen zeigen die im vorderen Raum stehenden drei Damen in Reifröcken und langen Schleppen auch Möglichkeiten der Bespielbarkeit einer solchen Bühnendekoration an.

Autor

MM/sdp

Rechtehinweis Beschreibung

RR-F