Esther Charlotte Brandes in der Rolle der "Ariadne" in Ariadne auf Naxos

Deutsches Theatermuseum

Beschreibung

Die Schauspielerin Esther Charlotte Brandes ist in der Titelrolle des am 27. Januar 1775 im Hoftheater zu Gotha uraufgeführten Stücks Ariadne auf Naxos dargestellt. Ihr Ehemann, der Schauspieler und Dichter Johann Christoph Brandes, schrieb das Melodrama für sie, das von Georg Benda vertont wurde. Das Stück und insbesondere die Hauptdarstellerin wurden an vielen Theatern derart gefeiert, dass die Dresdner Theaterfreunde 1775 den bedeutendsten Porträtmaler seiner Zeit, Anton Graff, beauftragten, den Bühnenstar in ihrer Rolle als Ariadne festzuhalten. Das fertige Gemälde, ein Kniestück, wurde der Schauspielerin geschenkt und diente wiederum dem Stecher Heinrich Sintzenich als Vorlage für einen großformatigen Punktierstich, den Christoph Brandes finanzierte und dem Publikum „für vier Gulden zur Subskription“ anbot. Gewidmet war der Druck - wie die Inschrift besagt - dem preußischen Kronprinz Friedrich Wilhelm II., der sich für die Künste und das Theater einsetzte. Wie ein anderes Blatt des Deutschen Theatermuseums zeigt, fertigte Sintzenich auch Abzüge in Grau an (vgl. F 8930). Das Druckverfahren in Rot weist einen samtigen Charakter auf - wohl um eine Rötelzeichnung zu imitieren und dadurch das Werk kostbarer erscheinen zu lassen. Charlotte Brandes steht im Profil zum Betrachter an einem Felsen, während im Hintergrund das Meer nur andeutungsweise zu sehen ist. Ein dramatisch bewegter Himmel spiegelt die Gefühlswelt der Figur wider, die sie verkörpert: die von ihrem geliebten Theseus auf der Insel Naxos verlassene Ariadne. Kostüm und Frisur der Schauspielerin entsprechen gänzlich dem barocken Zeitgeschmack, lediglich das mantelartige, an ihrer Schulter befestigte Velum oder die Schmuckelemente am Gürtel verorten die Bühnenfigur in der Antike.

Autor

MM/sdp

Rechtehinweis Beschreibung

RR-F