Die Islinger Tanzlinde

Fränkisches Freilandmuseum Bad Windsheim

Beschreibung

Dorflinden in der Ortsmitte gibt es in vielen fränkischen Dörfern. Vor allem in Oberfranken und im fränkisch geprägten Teil Thüringens findet sich eine besondere Form: die Tanzlinde. Dabei handelt es sich meist um eine Sommerlinde, deren Wuchs so geleitet wurde, dass sie stufenartig Astkränze bildet. Auf diesen errichtete man Plattformen, die bei Festen als Tanzboden oder Musikkapellenbühne dienten.

Die Tanzlinde in Isling bei Lichtenfels ist etwa acht Meter hoch, hat einen Stammumfang von 2,7 Metern und besitzt zwei Astkränze, die durch Holzbalken abgestützt werden. Die Holzstützen ruhen auf zwei Sandsteinmauern um den Stamm. Die Konstruktion kann auf das 18. bis 19. Jahrhundert datiert werden. Das Alter des Baumes ist nicht mehr bestimmbar, da der Stamm bereits vollkommen hohl ist und so keine Holzprobendatierung mehr erlaubt. Angesichts des Stammumfanges erscheinen 170 bis 200 Jahre realistisch.

Vermutlich hatte die Tanzlinde eine Vorgängerin, denn bereits im 17. Jahrhundert ist eine Dorflinde an dieser Stelle belegt. Anders als beispielsweise in Effeltrich ist eine vorherige Nutzung als Gerichtslinde nicht nachgewiesen. Tanzende trägt sie heute nicht mehr, mittlerweile wird das Lindenfest unter dem Baum gefeiert. In einigen Ortschaften wird noch immer auf den Astkränzen getanzt. Die Lindenkirchweih in Limmersdorf im Landkreis Kulmbach wurde daher 2014 in das Immaterielle Kulturerbe der UNESCO aufgenommen. Die Islinger Tanzlinde trägt seit 2015 den Titel Baum der Bayern.

Autor

Valentina Tonino M.A.