Hochstift Freising Archiv: Liber censualium des Freisinger Domkapitels

Bayerisches Hauptstaatsarchiv

Beschreibung

Das Zensualen-Traditionsbuch des Freisinger Domkapitels wurde im Freisinger Skriptorium als kopiales Amtsbuch des 12. Jahrhunderts zur Registrierung von Personen eines genau umschriebenen sozialen Standes angelegt. Die Vorlagen der ältesten Einträge stammen aus dem letzten Viertel des 11. Jahrhunderts. Zensualinnen und Zensualen (Zinsleute) bildeten eine Gemeinschaft von Menschen, die sich durch Standeswechsel in die Abhängigkeit einer kirchlichen Institution und deren Patrone begeben hatten und ein jährliches Schutzgeld bezahlten. Es waren unfreie Landarbeiter, Bauern und Mägde, die zunächst den Stand von Freigelassenen erhielten und gegen Zinszahlungen von ihrer Herrschaft an das Bistum Freising verschenkt wurden, aber auch Ministerialinnen, Ministerialen und Adelige. Während der Zeit der Kreuzzüge wechselten häufig Frauen mit ihren Kindern und Bediensteten sowie deren Kindern und Verwandten im Streben nach Sicherheit auf diese Weise in den Schutz des Bistums. Das Jahresentgelt betrug für Volljährige pro Person fünf Denare. Die im Liber censualium des Freisinger Domkapitels registrierten Jahreseinnahmen von Zensualinnen und Zensualen wurden für den Unterhalt der Domherren verwendet. – Die „libri censualium“ sind eine der wichtigsten Quellen zur Sozialgeschichte Bayerns im Hoch- und Spätmittelalter.

Autor

Adelheid Krah