Bericht des Regierungspräsidenten von Oberbayern, Dr.Gustav von Kahr, zum sog. Januarstreik in München 1918

Bayerisches Hauptstaatsarchiv

Beschreibung

Während des Ersten Weltkriegs kam es Ende Januar 1918 erstmals zu politisch motivierten Massenstreiks im Deutschen Reich. Den Anlass gaben die ins Stocken geratenen Friedensverhandlungen mit dem revolutionären Russland in Brest-Litowsk, bei denen sich die Annexionsziele der deutschen Führung unverhohlen gezeigt hatten. Bereits am 2. Januar 1918 hatten hunderttausende Rüstungsarbeiter in Österreich-Ungarn die Arbeit eingestellt. Ab dem 27. Januar streikten auch in den Rüstungsbetrieben der deutschen Großstädte bis zu eine Million Menschen. Wie der Regierungspräsident von Oberbayern, Dr. Gustav von Kahr (1862–1934), am 4. Februar 1918 in seinem Bericht ausführte, beteiligten sich in München ca. 4.000 Beschäftigte aus zehn Betrieben an den Streiks. Hier hatte v.a. Kurt Eisner (1867–1919) zur Niederlegung der Arbeit aufgerufen. Als Eisner und andere führende USPD-Vertreter am Abend des 1. Februar 1918 in Haft genommen wurden, gelang es MSPD und Gewerkschaften schnell die Arbeiter davon zu überzeugen, die Streiks zu beenden. Durch die engen Kontakte zwischen MSPD und Behörden blieben Zusammenstöße wie in anderen deutschen Städten aus. Trotz des schnellen Endes des Januarstreiks in München wurde dieser von Eisner als Erfolg wahrgenommen. Schließlich hatte sich gezeigt, dass grundsätzlich das Potential zur Mobili-sierung der Arbeiterschaft bestand.

Autor

Dr. Markus Schmalzl

Rechtehinweis Beschreibung

CC0