Kanne

Graf-Luxburg-Museum

Hinweis

Dieses Objekt stammt aus kolonialen Kontexten und bedarf einer Auseinandersetzung mit Kolonialgeschichte. bavarikon zeigt dieses Objekt, um unter anderem eine kritische, sensible Auseinandersetzung mit Kolonialgeschichte zu ermöglichen und zu fördern. Die Bayerische Staatsbibliothek als Betreiberin von bavarikon weist darauf hin, dass die Erwerbung des Objekts durch die besitzende bzw. bestandshaltende Institution oder Vorgängerinstitutionen bzw. Personen nach heutigen Maßstäben möglicherweise unethisch oder unrechtmäßig erfolgt sein kann.

Beschreibung

Weinkanne mit Deckel aus gegossener, patinierter Bronze vom Typ "he". Das Gefäß mit kugelig gebauchter Wandung steht auf drei gerundeten, massiven Beinen, die abfallende Schulter geht in einen sich verengenden Hals über, der wiederum in eine weite Mündung mit tellerartiger Lippe übergeht. Ein halbkreisförmiger Griff mit Tierkopfmaske und eine steil nach oben ragende, zylindrische Tülle wurden extra gegossen und sind angesetzt. Der Deckel ist gewölbt mit flacher Oberseite, darauf ein tellerartiger Knauf mit weiter Mündung. Die Wandung ist umlaufend verziert mit einem kräftig erhabenen Reliefdekor von drei so genannten Taotie-Masken ("Fresser"), deren Nasengrate jeweils über den Beinen stehen. Abgesetzt durch eine Profilierung verläuft darüber auf der Schulter eine Bordüre von stilisierten Drachen im Wechsel mit dem so genannten "yunlei"-Wirbelmuster, das Wolken und Donner symbolisiert. Die Drachen wiederholen sich auf dem Deckel. Die Tülle ist mit einem gravierten Muster von Zikaden verziert. Die Kanne ist im Stil der sakralen Bronzen der Westlichen Zhou-Dynastie (1046-771 v.Chr.) gehalten, stammt jedoch aus einer sehr viel späteren Zeit. Seit der Song-Dynastie kopierte man archaische Ritualbronzen der Shang- und Zhou-Zeit, änderte aber auch Formen und Dekorelemente ab. Die Taotie-Masken auf der Wandung der Weinkanne übernehmen das vorherrschende Dekorelement auf archaischen Ritualbronzen der Shang-Zeit. Allerdings nimmt die Bedeutung der Taotie-Masken im Laufe der Westlichen Zhou-Dynastie ab und sie verschwinden schließlich völlig. Obgleich die Kanne vom Typ her ein Gefäß aus der Westlichen Zhou-Zeit sein könnte, ist das anachronistische Vorhandensein der Taotie-Masken im Stil der Shang-Zeit auf der Wandung ein Hinweis auf eine spätere Herstellung des Gefäßes. Darüber hinaus ist der ästhetische Wechsel von kräftigem Hochreliefdekor mit breiten, nicht dekorierten Flächen ein Merkmal späterer archaisierender Bronzen, vor allem jener der Ming-Zeit. Bereits in der Song- und Yuan-Zeit wurden archaische Bronzen kopiert, diese sind jedoch meist dünn gegossen und zeigen fast immer feinteilige, dichte Dekore, vor allem ein "leiwen" genanntes geometrisches Füllmuster, das hier nicht vorhanden ist. Die Reliefdekore der Song sind darüber hinaus mit feinen Graten an den Rändern versehen, die hier ebenfalls nicht vorhanden sind. Hier sind die breit und flach gegossenen Dekorelemente ausgeglichen und balanciert arrangiert mit luftigen Zwischenräumen. Die Form des Halses und des Deckels verweisen ebenfalls auf eine Entstehung nach der Song-Zeit, vermutlich wurde das Gefäß in der Ming-Dynastie gemacht. Wie durch archaische Bronzen vom Typ "he" überliefert, war der Deckel dieser Weinkanne ursprünglich durch eine kleine Kette mit dem Henkel verbunden. Darauf weist auch die kleine halbrunde Öse am Griff hin. Reste von schwarzer Lackfassung.

Autor

Museen Schloss Aschach