Psalterium der seligen Gertrud von Altenberg - Hofbibliothek Aschaffenburg Ms. 5

Hofbibliothek Aschaffenburg

Beschreibung

Psalterien als Sammlung von biblischen Psalmen, also Gebeten und Liedern, waren im Mittelalter von großer Bedeutung, da eine Andachtsübung mit täglichem Rezitieren von Psalmen außerhalb des Gottesdienstes üblich war, sowohl beim Klerus wie auch bei den Laien. Der Psalter der Hofbibliothek Aschaffenburg aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts zeichnet sich weniger durch eine prächtige Illumination aus als durch seine prominente Besitzerin Meisterin Gertrud von Altenberg. Gertrud war die jüngste Tochter des Landgrafen Ludwig von Thüringen und der Elisabeth von Thüringen. Sie wurde 1227 kurz nach dem Tod ihres Vaters geboren. Als Anderthalbjährige kam sie zur Erziehung ins Prämonstratenserinnenkloster im hessischen Altenberg (bei Wetzlar), wo sie später Nonne wurde. Im Alter von acht Jahren konnte sie 1235 in Marburg die Heiligsprechung ihrer Mutter mitfeiern. 1248 wurde sie zur Oberin des Konvents gewählt, dem sie dann bis zu ihrem Tod im 70. Lebensjahr vorstand. Sie ließ mit ihrem Erbgut die Klosterkirche erbauen, errichtete die dreiflügelige Klosteranlage, ein Armen- und Krankenhaus und führte auch das Fronleichnamsfest ein. Papst Clemens V. gestattete 1311 dem Altenberger Konvent per Urkunde, das Jahresfest Gertruds feierlich zu begehen, aber eine Seligsprechung ist nicht nachweisbar. Der Psalter - mit Kalendar, Gebeten, Vaterunser etc. – könnte ihr ständiger Begleiter, Helfer und Ratgeber bei der alltäglichen Ausübung der Glaubenspraxis gewesen sein. Das Kalendar ist mit Sterbedaten von Familienmitgliedern und Heiligenfesten gefüllt und damit zu einem Nekrolog ausgebaut worden. Vermutlich stammen diese Nekrologeinträge sogar von Gertrud von Altenbergs eigener Hand. Datum: 2020 // Quelle: Ökumenisches Heiligenlexikon (https://www.heiligenlexikon.de, 10.3.2020) Wolf, Jürgen: Psalter und Gebetbuch am Hof. In: Orality and literacy in the middle ages. Chinca, Mark. Turnhout, 2005.

Autor

Karin L. Kuhn

Rechtehinweis Beschreibung

CC0