Böhner, Ludwig (Artikel aus Neue Deutsche Biographie)
Beschreibung
Böhner wurde seit seinem 7. Lebensjahr vom Vater in Klavier-, Orgel- und Violinspiel unterrichtet und bekundete schon früh eine kompositorische Begabung. Im Erfurter Lehrerseminar wurde seine Ausbildung von dem Komponisten Michael Gotthard Fischer gefördert. 1805 ging er als Musiklehrer nach Gotha, dann nach Jena und wirkte einige Zeit als Theaterkapellmeister in Nürnberg. Nach den ersten Erfolgen erfuhr seine Laufbahn 1814 einen jähen Rückschlag, wesentlich bedingt durch den Ausbruch einer von Verfolgungswahn und Dämonenfurcht begleiteten Geisteskrankheit. Er führte unter ständigen Enttäuschungen über die Ablehnung seiner Werke bei den Verlegern ein unstetes Wanderleben durch ganz Deutschland. Von der musikalischen Welt, so etwa von Schumann, wurde Böhner immer noch zum Teil bewundert, ebensooft aber durch sein vom zunehmenden Verfall der geistigen Kräfte bestimmtes Gebaren der Lächerlichkeit preisgegeben. Die zuerst von Schumann aufgebrachte Behauptung, er sei das Urbild für E. T. A. Hoffmanns Gestalt des Kapellmeisters Kreisler gewesen, trifft nicht zu. Böhner erregte als Pianist vor allem Aufsehen mit seinen Improvisationen. Sein Schaffen zeigt namentlich in den Werken vor etwa 1830 mehrfach geradezu geniale Züge, vor allem in seinen Klavierkonzerten (op. 7, 1814, op. 8, 1814, op. 11, 1816). Das formal ganz frei gestaltete Concert en Fantaisie (op. 13, 1815) nimmt bereits mit einem groß angelegten Orchesterrezitativ den entsprechenden Gedanken von Beethovens 9. Sinfonie vorweg.
Autor
Kahl, Willi