Callenbach, Franz (Artikel aus Neue Deutsche Biographie)
Beschreibung
Callenbach besuchte das Würzburger Jesuitenkolleg und trat als 20jähriger in Mainz in den Jesuitenorden ein. Nach pädagogischer Tätigkeit in Bamberg (1685–90) und theologischem Studium in Würzburg, wurde er 1694 als Prediger und Lehrer an die jesuitische Residenz in Wetzlar abgeordnet, wo er sich ins- besonders der Kinder der katholischen Mitglieder des Reichskammergerichts anzunehmen hatte. 1697 wurde Callenbach Prinzenerzieher am hessisch-rotenburgschen Hof in Wanfried, 1698 wiederum Lehrer am Bamberger Jesuitenkolleg und 1702 Missionar im elsässischen Hagenau. 1703-21 war er abermals in Wetzlar in seinen alten Ämtern tätig. 1721 wurde er mit dem Rektorat der Würzburger Jesuitenschule betraut und wirkte seit 1725 - nunmehr als Seelsorger, zeitweilig auch als Sekretär des oberrheinischen Ordensprovinzials - in Bamberg, Heidelberg und Mainz und ab 1734 wieder in Bamberg. Callenbach war ein scharfer Beobachter des zeitgenössischen Lebens und nahm an seinen zahlreichen Aufenthaltsorten lebhaften kritischen Anteil am weltlichen und geistlichen Treiben. Vor allem in Wetzlar bot sich dem mit gesundem Mutterwitz ausgerüsteten Mann ein überaus reicher Stoff in den kläglichen von inneren Zwistigkeiten zerrissenen Wetzlarer Anfängen des Reichskammergerichts, in denen sich die wurmstichigen Zustände des Reiches und des deutschen Volkskörpers spiegelten. Hier entwickelte er sich zum Satiriker, der die deutschen Verhältnisse über den Wetzlarer Meridian hinaus scharf anvisierte und zu überdüsteren Einsichten gelangte; sie schlugen sich in seinen 8 deutschen Komödien nieder, die in Anklängen an Fischart, Moscherosch, Abraham a Santa Clara, an die jesuitische Dramatik und Lyrik mit vaterländischem Eifer die politischen und sozialen Mißstände geißeln und zur Umkehr mahnen. Die Satiren sind offenbar, trotz der häufigen Bühnenanweisungen, nur zur Lektüre, nicht zur Aufführung bestimmt gewesen: Sie bestehen aus einer losen Folge von realistischen Einzelszenen in teilweise ungefügem Redestil ohne eine durchgehende, das dramatische Interesse verstärkende Handlung; allenfalls werden sie gelegentlich durch eine durchlaufende Person zusammengehalten ( zum Beispiel die Gestalt des Hinkenden Boten). Daß in Callenbach ursprüngliche dramatische Anlagen vorhanden waren, zeigt der Aufbau der Einzelszenen in ihrer scholastischen Dialektik. Die wiederholten Auflagen seiner Komödien beweisen, wie sehr seine patriotischen Strafreden den Beifall vieler Zeitgenossen fanden.
Autor
Schreinert, Kurt