Dunin-Borkowski, Zbigniew Graf (Artikel aus Neue Deutsche Biographie)
Beschreibung
Nach Gymnasialjahren in Kremsmünster, Wien und Feldkirch trat Dunin-Borkowski 1883 in das Noviziat der Jesuiten ein. Er erfuhr seine Ausbildung in Exaeten bei Roermond, Feldkirch, Ditton Hall und Valkenburg. 1896 wurde er zum Priester geweiht. Als Lehrer für klassische Sprachen, Deutsch, Französisch und als Religionslehrer begann er sein pädagogisches Talent zu entfalten. Gleichzeitig setzte seine Mitarbeit bei den „Stimmen aus Maria Laach“ ein, in denen er zunächst Probleme des Urchristentums behandelte. 1899 reifte der Plan eines Werkes über Spinoza, den er durch jahrzehntelange Forschungen in ein neues Licht rückte (I, 1910, ²1933; II-IV, 1934-36). 1909-20 widmete er sich wissenschaftlichen Arbeiten in Luxemburg, Bonn und München. In Bonn leitete er 8 Jahre ein von ihm geschaffenes Gymnasiastentagesheim, in dem er seine pädagogischen Erfahrungen vertiefte. Er verwertete sie in mehreren Büchern, wie „Reifendes Leben“ (1920, ⁴1924), „Führende Jugend“ (1921, ²1922), „Schöpferische Liebe“ (1923, ²1932) und „Miniaturen erzieherischer Kunst“ (1930, ²1934). Im Breslauer Theologenkonvikt wirkte er 1920-30 als Spiritual. Hier verlebendigte er die pädagogische Weisheit der Evangelien und bewährte sich als vorbildlicher Seelenführer. Seine Tätigkeit fand ihren Niederschlag in Betrachtungsbüchern, wie „Junge Kirche“ (1932) und „Jesus als Erzieher“ (1933). Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er in Koblenz (1931/32) und München, wo er seine Untersuchungen über Spinoza abrundete. Dunin-Borkowski unterschied scharf zwischen der Pädagogik als Wissenschaft und der Pädagogik als Kunst. Das von ihm geplante systematische Werk über die Erziehung konnte er nicht vollenden. Seine Vorarbeiten wurden bei der Beschlagnahme des Hauses der Jesuiten in München am 18.4.1941 von der Geheime Staatspolizei vernichtet. Dunin-Borkowski legte auf zwei Grundsätze großen Nachdruck: Erziehung für die Gemeinschaft, verbunden mit der Erziehung zur Einzelpersönlichkeit; Erziehung für die Zeit und die Kultur der Zukunft, nicht nur für die Gegenwart. Er hatte die feste Überzeugung, „daß eine pädagogische Theorie, die in den Kern ihres Gehaltes die Philosophie und Psychologie der Liebe nicht einbaut, niemals einen Weg finden kann zur erzieherischen Tat und Leistung“.
Autor
Stasiewski, Bernhard