Frommel, Max (Artikel aus Neue Deutsche Biographie)

Beschreibung

Bei reicher künstlerischer Begabung anfänglich Schüler im Atelier seines Vaters, läßt sich Frommel unter dem Einfluß seiner von der Erweckungsbewegung erfaßten Mutter und durch schwere Erlebnisse aufgewühlt von der Künstlerlaufbahn zum Theologenberuf führen und beginnt sein theologisches Studium in ernster Entschlossenheit. In Halle durch F. A. G. Tholuck, in Leipzig durch G. Ch. A. von Harleß, in Erlangen durch J. Ch. K. von Hofmann beeindruckt, geht er folgerichtig den Weg der Erweckungsbewegung zum Konfessionalismus mit. So verläßt er bereits 1852 gemeinsam mit seiner Mutter – der Vater folgt später – die unierte Kirche Badens und schließt sich der lutherischen Separation an. Sein Examen legt er vor dem Oberkirchenkollegium der Altlutherischen Kirche in Breslau ab und steht in mehreren Pfarrämtern in ihrem Dienst. Seit 1858 bedient er die 400 Seelen umfassende freikirchliche lutherische Gemeinde Ispringen bei Pforzheim und organisiert von hier aus die „ Lutherischen Konferenzen“ in Baden. Sein Ideal einer staatsfreien lutherischen Kirche mit starker Selbständigkeit der Einzelgemeinde entfremdet ihn der Altlutherischen Kirche, von der er sich bereits 1865 trennt. 1880 folgt er, eine großangelegte Persönlichkeit, welche sich in den beschränkten Ispringer Verhältnissen nicht einengen läßt, einem Ruf als Generalsuperintendent und Konsistorialrat nach Celle und tritt in den Dienst der unionsfeindlichen Lutherischen Landeskirche von Hannover, die durch ihn eine Rückkehr separierter lutherischer Gemeinden im eigenen Land in die Landeskirche erhofft, denn Frommel war selbst längst einem engen kirchlichen Separatismus entwachsen. Doch bleibt der lebhafte Süddeutsche hier einsam. Den Frommelschen Humor büßt er nicht ein, wenn er auch unter den schweren Führungen seines Lebens hinter einer Ernsthaftigkeit verborgen zu liegen scheint. Seine Predigten zählen zu den formvollendetsten, geist- und gemütsreichsten der homiletischen Literatur seines Jahrhunderts.

Autor

Beyreuther, Erich

Rechtehinweis Beschreibung

CC BY-NC-ND 4.0

Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften